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Gold und Silber aus alten Handys

Viele wissen, wie es geht, nur wenige tun es - Handys recyceln. Darin sind wertvolle Stoffe enthalten. Unter anderem an einem Standort im pfälzischen Lustadt werden sie aus abgelegte Geräten herausgeholt.

Von Julian Weber

Lustadt - Das kennt vermutlich Jeder: Beim Aufräumen findet sich in einer Schublade ein altes Handy. Insgesamt verstauben in deutschen Haushalten wohl zig Millionen davon. Dabei enthalten die Mobiltelefone wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber und Kupfer, die recycelt werden könnten.

In den Hausmüll dürfen die Mobiltelefone nicht, das ist verboten. Daher gibt es viele Möglichkeiten, alte Handys umweltschonend zu entsorgen, beispielsweise auf den kommunalen Wertstoffhöfen. Auch die Mobilfunkanbieter nehmen Altgeräte zurück - egal, ob man Kunde ist oder nicht. Dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Außerdem sammeln Umweltorganisationen wie der Naturschutzbund (Nabu) und die Deutsche Umwelthilfe alte Handys für einen guten Zweck, teilweise auch in Zusammenarbeit mit Mobilfunkanbietern.

Auseinandergenommen werden gesammelte Altgeräte unter anderem am Standort des Entsorgungskonzerns Alba im südpfälzischen Lustadt. "In den Handys stecken im Verhältnis zur Größe sehr viele Rohstoffe, die wir wiederverwerten können. Aus einer Tonne Leiterplatten ergeben sich ungefähr 200 Gramm Gold. In einem Bergwerk müsste man für die gleiche Menge ein Vielfaches an Erz verarbeiten", sagt Manfred Fahrner, Elektroschrott-Experte der Alba Group.

Beim Recycling werden die Mobiltelefone in ihre Einzelteile zerlegt. Teile mit Schadstoffen, zum Beispiel der Akku, werden vorher entfernt und fachgerecht entsorgt. Wiederverwendbare Rohstoffe und Edelmetalle wie Kupfer, Gold oder Silber werden in einem mehrstufigen Prozess voneinander getrennt und wieder eingeschmolzen. Die Metalle aus den Handys könnten zu über 90 Prozent wiederverwendet werden, bei den Kunststoffen seien es rund 50 Prozent, sagt Fahrner.

Benjamin Bongardt, beim Nabu zuständig für Nachhaltigkeit und Umweltpolitik, geht auch eine ausgefeilte Wiederverwertung nicht weit genug: "Wenn es um das Recycling von Handys geht, wird ein Punkt oft vergessen: Am umweltfreundlichsten ist es, die Geräte möglichst lange zu verwenden. Mobilfunkverträge, die jährlich mit einem neuen Handy werben, sind dabei kontraproduktiv." Er empfiehlt, statt neuen generalüberholte Gebrauchtgeräte zu nutzen.

Beim Recycling von Handys spielt der Datenschutz eine wichtige Rolle. Oft sind auf den Altgeräten noch sensible Daten wie Passwörter oder Kontakte gespeichert, die besser zuvor gelöscht werden sollten. Datenklau ist laut Linus Neumann vom Chaos Computer Club sehr einfach: "Entsprechende Vorkenntnisse und Software bekommt man einfach im Internet. Grundsätzlich können die Informationen nur dann nicht wiederhergestellt werden, wenn man sie durch mehrfaches Überschreiben löscht."

Ende dieses Jahres soll ein neues Elektro- und Elektronikgerätegesetz in Kraft treten. Dann müssen auch Online-Händler und Elektrogeschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern kleine Geräte kostenlos zurücknehmen.

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