Die Winzerinnen und Winzer in Südbaden blicken auf ein schwieriges Jahr zurück: Nachtfrost, Pilzbefall und jetzt auch noch die Kirschessigfliege. Jetzt ist Eile angesagt.
Am Weinberg Wihlbach am Kaiserstuhl hat die Weinlese früher begonnen als sonst. Mariola Teskowski schneidet in blauen Handschuhen mit einer Gartenschere Stiel um Stiel von den Reben ab. Sie macht das schon seit 16 Jahren. Diesen Sommer gibt es besonders viel zu tun. Bei den Spätburgundertrauben müsse man viel rauskratzen, sagt die Erntehelferin.
Kirschessigfliege vermehrt sich rasantDenn die Kirschessigfliege hat sich in den Weinreben des Endinger Weinguts breit gemacht - hauptsächlich bei den Rotweinsorten. Die Fliege sticht kleine Löcher in die Schale und legt ihre Eier in der Frucht ab. Das Problem: Ein Weibchen legt bis zu 300 Eier, das heißt, die Schädlinge breiten sich rasant aus. Das führt zu einigen Problemen, erklärt Winzer Thomas Rinker, ein Mann im grünen Strickpullover, mit grauem Haar und Schnauzbart.
"Die Kirschessigfliege hinterlässt in den Beeren ihre Spuren. Die sind dann angestochen und fangen an zu gären. Unter diesen oxidativen Einflüssen entsteht Essig. Bei starkem Befall stinkt die Anlage wirklich nach Essig."
Die Trauben würden nicht nur stinken, sondern seien für den Wein nicht mehr zu gebrauchen. Thomas Rinker streicht mit seinen Fingerspitzen über einen Fruchtstand. Viele Trauben sind befallen: "Wir pulen diese Beeren raus. Das ist ein bisschen Sisyphosarbeit. Wenn ich das jetzt im ganzen Betrieb hätte, käme ich voll unter die Räder." Aktuell helfe das Wetter, mit dieser Situation besser klarzukommen, so der Winzer. Damit sich die Fliege nicht noch weiterverbreiten könne, habe die Weinlese in seinem Betrieb schon eine Woche früher begonnen.
SWR Julian LimmerAuf dem Winzerhof in Endingen wartet Sohn Johannes auf die geernteten Trauben. Ein Unimog mit Ladefläche liefert große Metallfässer voller roter Spätburgunderbeeren. Die Qualität sei ok, die Mengen nicht ganz, etwa 20-30 Prozent weniger als erwartet, schätzt er.
Der viele Regen habe dafür gesorgt, dass die Haut der Beeren dünner sei als sonst. Für die Kirschessigfliege seien das beste Voraussetzungen. Dabei habe es vor zwei Wochen noch nach einem guten Jahrgang ausgesehen, berichtet der Winzer.
"Wir haben sehr viel Zeit, Energie und Geld in die Reben gesteckt. Das hat jetzt aber doch zu deutlich weniger Trauben geführt. Es ist natürlich immer ärgerlich, wenn so spät in der Vegetation so etwas passiert."
Der Schädling hat auf dem Endinger Winzerhof die Freude auf die Weinlese deutlich getrübt. Dennoch: Jetzt geht es um Schnelligkeit. Denn mit jedem Tag können die winzigen Fliegen die Ernte weiter zerstören.