SPIESSER-Autor Julian, 19, reist gerade durch die Ukraine und begleitet für uns das Projekt "StadtLandplus": Vier Teams aus jeweils drei jungen Deutschen fahren durch das zweitgrößte Land Europas und müssen dort Aufgaben erfüllen - nach Tschernobyl fahren, Interviews mit Russen und Ukrainern führen oder ins Kloster gehen. Auf SPIESSER.de lest ihr, wie es Julian und den anderen Teams in Osteuropa ergeht.
Über 17 Stunden sind vergangen, seitdem wir in Berlin in den Zug nach Kiew gestiegen sind. Im Vergleich zu Deutschland sind Zugfahrten in Osteuropa sehr laut und wackelig. Und bevor uns die Räder abfallen, legen wir einen Boxenstopp ein: Unser Zug fährt samt Fahrgäste in eine große Lagerhalle. Dort montieren einige Arbeiter an allen Wagons neue Räder - in der Ukraine haben die Schienen einen anderen Abstand.
Kaum eine Stunde zuvor, kurz vor der polnisch-ukrainischen Grenze, betraten Soldaten unser Abteil, um unsere Reisepässe zu kontrollieren. Eigentlich wollten wir diese Fahrtpause nutzen, um uns die Beine zu vertreten und etwas zu Essen zu kaufen. Doch keiner von uns durfte raus. Dabei knurrten unsere Mägen schon wie wilde Tiere, denn es gab leider kein Bord-Restaurant und unser Proviant aus Keksen, Möhren und Apfelschorle wurde knapp. Doch die Erlösung kam in Kuwejl! Wir hielten und eine Babuschka (ein altes Mütterchen ) und ein alter Mann stiegen in unser Abteil. Sie verkauften Zigaretten, Bier, Fisch und Teigtaschen. Nach den Teigtaschen für 2 Euro war ich satt. Essen macht müde zum Glück sind unsere Schlafappartsments sehr wohnlich, wenn auch etwas eng. Doch leider kann man das Fenster nicht öffnen und auch auf dem Gang sind die Fenster meist abgeschlossen. Wieso das so ist, habe wir mit unseren mageren Brocken Ukrainisch noch nicht herausgefunden. Doch so lernen wir wenigsten die Dinge besser zu schätzen, die sonst völlig normal sind: Bewegungsfreiheit und frische Luft! Bei drei Leuten im Zugabteil, ist die Luft schnell verbraucht. Ansonsten ist mir oft langweilig, obwohl wir uns die Zeit mit Fragen aus einem Fußball-Quiz-Buch vertreiben. Auch wenn die Fahrt durch Soldaten und Babuschkas immer wieder mal spannend war, bin ich froh, wenn wir endlich in Kiew ankommen. Text: Julian Kirchherr
Weitere Bilder, Videos und Berichte findet ihr auf www.stadtlandplus.eu "stadtlandplus" ist ein Projekt der Politikfabrik Ich bin ja nicht aus der Welt... - Auslandsgeschichten