Andrey Zayakin arbeitet dort, wo viele Russen gern Urlaub machen würden. Er forscht im Bereich theoretische Physik über Stringtheorie, eine Art Konkurrenz zum Standardmodell der Teilchenphysik, an der Universität Santiago de Compostela in Spanien. Seinen Urlaub verbringt der 32-jährige Physiker dieses Jahr in Moskau, wo ein typischer Urlaubstag für ihn drei Stunden Schlaf und 16 Stunden Arbeit bereithält. Er schult Freiwillige und trifft Gleichgesinnte, die ein Ziel vereint: Korrupte Beamte in Russland zu entlarven.

Zayakin sucht nach verstecktem Vermögen und Plagiaten in Doktorarbeiten. Dieser Beschäftigung widmet er inzwischen nahezu seine gesamte Freizeit. Hochgewachsen und etwas ungelenk, macht er den Eindruck eines lebensfremden Wissenschaftlers, der in seiner eigenen Welt lebt und sich sich mit abstrakten Dingen befasst. Aber wenn er für eine Idee brennt, ist er wie besessen, redet schnell und energisch.

In Russland ist Andrey Zayakin als „Dr. Z" bekannt. Unter diesem Pseudonym veröffentlicht er seine Enthüllungen im Internet. Nicht sonderlich originell, denn eigentlich ist es nur eine Abkürzung seines Nachnamens und Doktortitels. Aber die Ähnlichkeit mit der 1919 von Johnston McCulley in einem Groschenroman geschaffenen US-amerikanischen Romanfigur „Zorro" sind wohl kein Zufall. Rächer der Armen und Heimsuchung für alle Betrüger und Schurken. Mit schwarzer Maske, Degen und Umhang. Ein gewisses Pathos ist auch Dr. Z nicht fremd. Für sein Blog hat Zayakin, der religiös ist und gern das eine oder andere lateinische Zitat einstreut, den Titel „surge et loquere" ausgewählt: „Mache dich auf und predige", ein Zitat aus der Bibel, Buch Jeremia, Kapitel 1, Vers 17.

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