Die Band, so schien es, ging damals nicht getrennte Wege, weil man sich musikalisch in andere Richtungen bewegte, sondern vielmehr weil die einzelnen Mitglieder zu beschäftigt mit zahlreichen Nebenunternehmungen waren (und immer noch sind). Besonders die beiden Bandleader Dan Boeckner und Spencer Krug: Allein schon in den Jahren von Wolf Parades Abstinenz brachten sie mehr als ein halbes Dutzend Werke heraus, Krug mit seinem Projekt Moonface und Boeckner als Sänger von Operators, Handsome Furs und Divine Fits. Umso schöner war doch die Überraschung, als bekannt gegeben wurde, dass es 2016 eine Tour von Wolf Parade und eine neue EP in diesem Jahr geben würde. Zwölf Minuten lang ist „EP 4" - zwölf Minuten, in denen sich die Mitglieder der quasi reversen Soupergroup noch einmal neu miteinander bekannt machen.
Die vier Songs sind gleichmäßig zwischen Krug und Boeckner aufgeteilt. Letzterer eröffnet und schließt die EP: Bereits bei den ersten Klängen des eröffnenden „Automatic" wippt man als alter Wolf-Parade-Fan begeistert mit dem Kopf, ganz im bekannten Sound flattriger Synthesizer und Voll-auf-den-Punkt-Gitarren. Mit der ungezähmten Kraft von „Cloud Shadow On The Mountain" auf „ EXPO 86 " kann „Automatic" zwar nicht mithalten, Boeckners Vocals jedoch sind in altgewohnter Manier apokalyptisch: „Close your eyes and the world is gone, vaporized". Ganz Wolf-Parade-mäßig sind die beiden folgenden Songs, ein Flirt aus unruhigem New Wave und melodiösen Popsensibilitäten. Die hektische Mittelsektion von „C'est La Vie Way" erinnert ein wenig an „Fancy Claps" und „Mr. Startup" versetzt mit seinen Hi-Hats zurück in den kantigen Indie-Rock Sound der Mitt-2000er. Die EP endet mit „Floating World", das im offensichtlichen Vergleich mit dem 2010er „Yulia" leider ein wenig schlicht daher kommt.
Das Jahr 2005 liegt schon weit hinter uns, das hört man auch auf „EP 4". Trotzdessen ist die EP aber eine feine Überraschung, die mit einer Reunion daherkommt, die sich hören lassen kann. Wolf Parade lernen sich gerade wieder neu kennen und schlagen sich in der „modernen Welt" bisher doch ziemlich gut.