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11 Bücher, die Du gelesen haben solltest ...

Die Welt hat eine Liste mit Büchern veröffentlicht. Genauer gesagt: Eine Liste mit 11 Büchern. Und dem schönen Zusatz, diese Bücher unbedingt noch vor dem 30. Lebensjahr zu lesen.

Diese Liste hat mich tatsächlich etwas sauer gemacht. Nicht, weil ich das wohl nicht mehr schaffen werde. Mein Alter spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Sondern weil jedes dieser 11 Bücher von einem Mann geschrieben wurde.

Es gab ein „Früher", da war es auch in der westlichen Welt für Frauen schwierig bis unmöglich, Literatur zu schreiben. Sie taten es dennoch, allerdings oft heimlich und unter Pseudonymen. Unnötig zu sagen, dass die Zahl der männlichen Schriftsteller durch die untergeordnete Stellung der Frau weitaus höher war als die Zahl der Autorinnen. Aber viele großartige Werke der Literatur hätte es nicht gegeben, hätten sich nicht mutige und besondere Frauen wie George Sand, Mary Shelley, die Brontë-Schwestern oder die bewundernswerte Masha Kaléko über alles hinweg gesetzt - und trotzdem geschrieben.

(Ja, George Sand ist eine Frau. Entsetzt?)

Heute steht der Literaturmarkt prinzipiell allen offen. Ja, er wird in vielen Teilen sogar von Frauen dominiert. Die meisten Romane werden von Frauen gekauft, die meisten Literaturbloggerinnen sind Frauen. Frauen sitzen als Lektorinnen und Autorenbetreuerinnen in den Verlagen. Und dann stellt eine junge Frau für die diese Liste rein männlicher Autoren zusammen.

Ich werde mich nicht auf die Diskussion einlassen, wie schwer es ist, einen Kanon zusammenzustellen. Ich habe Literaturwissenschaften studiert und weiß das. Aber selbst in den häufig als verknöchert und veraltet wahrgenommenen Universitäten dieses Landes ist ein Kanon ohne Frauen mittlerweile die absolute Ausnahme. Sicher, in den Listen zur kanonischen deutschen Literatur wirken Ingeborg Bachmann, Else-Lasker-Schüler und Elfriede Jelinek manchmal wie nachträglich eingefügt. Aber immerhin stehen sie da. Selbst in Listen, die mit dem Jahr 1970 aufhören als wäre es eine akademische Zumutung, Gegenwartsliteratur wahrzunehmen. Die Welt dagegen tut gerade offiziell so, als sei es eine Zumutung, schreibende Frauen zur Kenntnis zu nehmen.

Ihr mögt einwenden, dass jede Literaturliste eine individuelle Zusammenstellung je nach persönlichem Geschmack ist. Und auf Privatpersonen trifft das sicher auch zu. Aber ist Repräsentanz in einem Massenmedium wie der Welt noch persönlicher Geschmack? Sind die Vorstände dieses Landes dann auch individuelle Zusammenstellungen nach persönlichem Geschmack? Und Meinungsbildung durch mediale Berichterstattung und Talkshows, Weiterbildung durch Universitäten und Literatur?

Nein, ich denke nicht.

Eine solche Exklusion, ein solch öffentliches Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen einer großen Gruppe von Menschen hat mit persönlichem Geschmack nichts mehr zu tun.

Liebe Welt, eine solche Liste geht durch ein halbwegs brauchbares Redigat nicht durch, und Punkt.

Feministische Grüße. Eine schreibende Frau.

Nachtrag: Sophia hat eine sehr schöne Liste von lesenswerter Literatur zusammengestellt. Von Frauen. Dankeschön!

Über den kleinen Band „Frauen, die schreiben, leben gefährlich, habe ich in einem Blogpost berichtet. Ich kann die Lektüre sehr empfehlen.

Philantropin, manchmal wider besseren Wissens. Kommunikationsfetischistin, Vielschreiberin. Meine Ansichten sind meine Ansichten.

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