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Kunsthalle Mannheim - Neue Räume für große Kunst

Gespannt erwartet habe ich sie, die Tage der offenen Tür in der Kunsthalle Mannheim. Denn der monumentale Neubau am Friedrichsplatz schürt seit mehreren Wochen und Monaten rege Diskussionen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Von „ Sowas Klobiges passt nicht in die Nachbarschaft von Wasserturm und Rosengarten" bis hin zu „Einfach wunderschön, wie sich die umliegenden Gebäude bei Sonnenuntergang in der goldenen Fassade spiegeln!" - das Meinungsspektrum ist breit gefächert.

Neugierig darauf, wie sich das Innenleben der neuen Kunsthalle gestalten würde, sind auch viele andere Mannheimerinnen und Mannheimer, die pünktlich zum Einlass am Abend des 15. Dezember 2017 durch die geöffneten Türen strömen. Direkt dahinter begrüßt sie Martin Honerts „Laterne", ein blau leuchtender Kubus, der sich deutlich von den alles dominierenden weißen Wänden des Neubaus abhebt. In Kombination mit den riesigen Fensterflächen lassen letztere die Kunsthalle auch nach außen in die dunkle Winternacht erstrahlen.

Ein lautes Wow entlockt mir das Lichtatrium, das um die Ecke wartet: Eine große Halle, eingerahmt von den Balkonen der ersten und zweiten Etage. Mein Blick wandert sofort zu "Sefiroth", einem fast 3 Tonnen schweren Bleirelief von Anselm Kiefer. Im Gegensatz zum monumentalen Metallwerk schwingen auf der anderen Seite des Raumes eine Bahnhofsuhr und ein Felsbrocken um die Wette. Alicja Kwades "Die bewegte Leere des Moments" treibt den Adrenalinpegel unserer Autorin Nora in die Höhe, die vor ihrem inneren Auge den Felsbrocken fallen sieht - ganz unbegründet, ist doch alles gut gesichert. Noch spektakulärer ist das Ganze bestimmt nur im Hellen, wenn Tageslicht durch das große Glasdach ins Innere fällt.

Über Treppen und Balkone lassen sich die verschiedenen Ausstellungsräume erreichen. In den meisten sind an diesem Abend aufgrund weiterer Innenarbeiten leider noch keine Kunstwerke zu sehen. Im ersten Moment finde ich das schade. Im zweiten Moment tröstet mich die Tatsache, dass der Bau des Architektenbüros Gerkan, Marg und Partner so die gebührende Anerkennung erhält, die durch mehr ausgestellte Kunst vielleicht in die zweite Reihe getreten wäre.

Eine Stadt in der Stadt möchte das Museum fortan sein. Umso passender also, dass auch die Popakademie als weitere Mannheimer Institution am ersten Tag der offenen Türen Bands und Musiker senden, die von der Bühne im Lichtatrium beste Unterhaltung bieten. Gänsehaut bereitet mir der Popchor mit seiner Version von Oasis "Don't look back in anger". Auch die ARTgenossen, der junge Förderkreis der Kunsthalle, freut sich darüber, bald wieder eine Heimat für die monatlich stattfindenden Kunstpausen-Events zu haben. „Unser Programm für 2018 steht weitestgehend schon", berichten mir die Vorstände Celina und Vanessa.

Ich mag das neue Outfit der Kunsthalle. Das vermeintlich Klobige von außen, das durch die feine Drahtfassade relativiert wird. Das eindrucksvolle, leichte Innere, das Kunst und Publikum Luft zum Atmen und Sein lässt. Die großen Fensterfronten, die aus der Kunsthalle heraus Mannheim selbst zum Ausstellungsobjekt machen. Auch wenn Deutschlands aktuell größtes Museumsprojekt vielleicht etwas unorthodox ist und die Kunsthalle bis zum Grand Opening im Juni 2018 geschlossen bleiben wird - der Vorgeschmack auf das, was kommt, ist allemal gelungen.

Fotos: Sebastian Weindel (www.sebastian-weindel.de)

Kunsthalle Mannheim Friedrichsplatz 4 68165 Mannheim

Öffnungszeiten: Momentan geschlossen, Neueröffnung am 1. Juni 2018

Haltestelle: Kunsthalle Straßenbahnlinien: 3, 4, 5 und 6 Buslinien: 60 und 63

Besucht die Webseiten: Homepage der Kunsthalle Mannheim Homepage der ARTgenossen

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