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Eine Nacht in der Notaufnahme

Jede Minute zählt. Rettungshubschrauber „Christoph Berlin" landet auf dem Hubschrauberlandeplatz am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Wenige Meter entfernt vom Landeplatz steht ein Rettungswagen für den Transport des Verletzten zum Verbrennungszentrum bereit, ein Team aus Ärzten und Krankenpflegern wartet dort bereits auf den Patienten. Auch wenn das Zentrum nur rund 250 Meter vom Hubschrauberlandeplatz entfernt liegt - der Weg wird mit dem Wagen zurückgelegt.

Entscheidungen müssen binnen Sekunden gefällt werden: Welcher Patient hat Priorität?

Zeit ist in der Notaufnahme knapp. Rund 42 000 Notfallpatienten kommen pro Jahr in die Interdisziplinäre Notaufnahme (INA) am UKSH, da müssen schwere Entscheidungen binnen Sekunden gefällt werden: Welcher Patient hat Priorität? Bei wem steht möglicherweise gar das Leben auf dem Spiel? Und wer kann warten - trotz Schmerzen? „Auch wenn die Patienten das so natürlich nicht sehen - wer warten muss, kann von Glück sprechen", sagt Dr. Sebastian Wolfrum, Ärztlicher Leiter der INA.

Zur Multimedia-Recherche: So funktioniert die Notaufnahme im UKSH Lübeck Jetzt muss alles schnell gehen

Die Türen des Hubschraubers fliegen auf, Notarzt Marcel Richter und Notfallsanitäterin Ellen Tiedt springen heraus, ziehen die Trage samt Patienten aus dem Bauch der Maschine. „Sie legen Ihre Hände wieder so schön auf den Bauch, in Ordnung?", sagt Richter mit ruhiger Stimme, die Hand sanft auf der Schulter des Patienten ruhend. Die Liege wird in den Transportwagen geschoben, Türen knallen, der Motor heult auf. Jeder Handgriff sitzt. Dr. Uwe Krüger, Oberarzt am UKSH, läuft los, im Eilschritt hinter dem Einsatzwagen her.

Im Verbrennungszentrum ist es zwischen 38 und 40 Grad warm

Als Krüger zwei Minuten später den Transportwagen einholt, schieben Notarzt Richter und Tiedt die Trage mit dem Patienten bereits in Richtung Fahrstuhl. „So, Sie haben es gleich geschafft, ja?", sagt Ellen Tiedt mit heller Stimme. Von Bergen auf Rügen bis hier ans UKSH in Lübeck hatte das Rettungsteam den Patienten heute Abend geflogen; das ist eine Luftlinie von gut 190 Kilometern. „Wenn Sie privat geflogen wären, wäre das sehr teuer geworden", sagt Krüger schmunzelnd.

Patient wurde bewusstlos vor einer Sauna gefunden

Alle nicken. „Die Daten von seiner Ehefrau und seinem Sohn haben Sie hier auch", ergänzt Richter und blättert seine Mappe durch. Dr. Sally Kempa lächelt und tritt neben den Verletzten. „Herr Müller*, wie geht es Ihnen? Ich bin Dr. Sally Kempa, Ihre behandelnde Ärztin. Wir werden Sie jetzt auf die andere Liege legen - können Sie Ihre Beine nach rechts schieben?", fragt sie mit einem aufmunternden Lächeln und berührt vorsichtig seinen Arm. Müller nickt und schiebt seine Beine mithilfe der Sanitäter und Ärzte auf die andere Liege. Die Tür zum OP-Saal geht auf, verschluckt Ärzte und Patienten.

Erlitt der junge Mann einen Herzinfarkt? Das bedeuten die Dringlichkeitsstufen in der Notaufnahme

Dringlichkeitsstufe Eins - Rot - bedeutet, dass der Patient sofort von einem Arzt untersucht werden muss. Die Farbe Orange signalisiert, dass ein Arzt den Patienten sehr dringend, innerhalb von zehn Minuten, untersuchen muss. Stufe Drei ist gelb und impliziert, den Patienten spätestens nach 30 Minuten von einem Arzt untersuchen zu lassen. Die Farben grün und blau bedeuten eine längere Wartezeit von 90 und 120 Minuten.

Die Behandlungsprioritäten können sich minütlich verschieben

Mit dem Stethoskop horcht er Thatfords Herz ab, tastet Bauch und Brust ab. „Ich komme dann gleich noch einmal wieder", sagt er, lächelt und ist schon beim nächsten Patienten. Für das EKG klebt Schwester Julia Elektroden auf die Brust Thatfords. Dann piept ihr Funkgerät: „Schockraum sofort!" Ein neuer Notfall ist reingekommen. Die Behandlungsprioritäten haben sich verschoben. Für Schwester Julia das Signal, in den Schockraum zu laufen. Sofort.

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*Name geändert Zur Multimedia-Recherche: So funktioniert die Notaufnahme im UKSH Lübeck

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