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Dänin Agnes Obel : Schwanengesänge im Palast

Foto: Pop-Eye/Simone Kempert

Agnes Obel betritt im weißen Einteiler die Bühne. Schwanengleich und zart setzt sie sich an ihr Klavier. Die drei Musikerinnen Catherine de Biasio, Kristina Koropecki und Charlotte Danhier - ebenfalls in weißer Kleidung - folgen ihr. Auch sie scheinen mit ihren Instrumenten zu verschmelzen, sind auf den Klang konzentriert und setzen Bogen und Drumsticks an.

Die Dänin Agnes Obel, die dem Publikum im ausverkauften Admiralspalast am Montagabend ihr drittes Album "Citizen of glass" vorstellt, bildet den Mittelpunkt auf der Bühne. Leicht hebt sie ihre Hand, lässt die ersten Töne erklingen und nimmt die Zuhörer mit in ihre Welt. Die sowohl aus feinen Melodien, als auch aus tiefgründigen Texten besteht.

Wie die Wellen eines Sees tragen die samtweichen Melodien durch das 90-minütige Konzert. Die Klänge schwellen an, klingen wieder ab, sind mal schnell, dann wieder langsam und wirken nach. Der Bogen von Charlotte Danhier fegt über die Saiten ihres Cellos, wird immer schneller und schneller bis es schließlich zu einem Gefühlsfeuerwerk kommt. Das schaffen nicht viele Musiker.


Die Stimme von Agnes Obel - mit dem Rückhalt ihrer Bandkollegen - wird als zusätzliches Instrument eingesetzt und erzeugt beim Publikum Gänsehautmomente. "Ich bin total begeistert", sagt Laura Schulz, eine Buchhändlerin aus Berlin. Es ist bereits das zweite Konzert der Künstlerin, das sie besucht.


Agnes Obel, die seit einigen Jahren in Berlin lebt und recht gut Deutsch spricht, hat sich weiter entwickelt. Waren sich ihre beiden ersten Alben "Philharmonics" und "Aventine" noch im Stil ähnlich, zeigt sie nun eine neue Facette ihres musikalischen Könnens. Ihre Bandmitglieder spielen neben Cello und Klavier auch Bassklarinette, Percussion und Zither. Auch die Ukulele bringt eine zusätzliche Klangfarbe mit. In frühen Stücken spielte die Violine mit dem Klavier noch die musikalische Hauptrolle. Nun ist es das tiefere Cello, das den Ton angibt.


Zu Beginn des Konzert ist der Klang im Admiralspalast nicht lupenrein. In einer kurzen Pause ruft eine Zuschauerin Agnes Obel zu, es sei zu laut und übersteuert. Die 36-Jährige nimmt es gelassen: "Es tut gut, wieder in Berlin zu sein", sagt sie und lässt das Problem schnell beheben.


Als sie mit ihrem poetischen Tonvortrag fort fährt und ihre außergewöhnliche Stimme den Saal erfüllt, nimmt sie ihr Publikum gefangen, schlägt mit ihren Texten aber auch ernste Töne zum Nachdenken an. Sie singt von der Vergänglichkeit, von der rasenden Zeit und davon, dass die Vergangenheit wie ein Rucksack immer mitgetragen wird.


Sowohl neue Songs wie "Mary" und "Stretch your eyes", als auch bekannte ältere Lieder wie "On powdered Ground" sind zu hören. In den drei Zugaben, von denen sie eine allein am Klavier spielt, ist wohl der Song "Riverside" das größte Sehnsuchtsstück ihrer Fans.

Als der Schwanengesang verstummt, erntet Agnes Obel minutenlangen Applaus.

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