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Harald Becker rechnet mit dem SC West ab

Verglichen mit einigen seiner Amtskollegen ist Harald Becker ein eher ruhiger Fußballlehrer. Mit stoischer Ruhe steht er am Spielfeldrand und beobachtet den Auftritt seiner Mannschaft. Es muss schon einiges auf dem Spielfeld passieren, ehe der Coach größere emotionale Regungen zeigt. Doch die Vorfälle abseits des Fußballplatzes in seiner Amtszeit als Übungsleiter des Landesligisten SC West lassen den 45-Jährigen nun nahezu überschäumen vor Wut: „Ich habe mich nie über jemanden beschwert und immer die Mannschaft in Schutz genommen. Ich habe immer den Mund gehalten, aber irgendwann platzt mir auch mal der Kragen. Denn es ist eine absolute Frechheit, was hinter den Kulissen des Vereins abgelaufen ist!"

Holpriger Start in die Rückrunde

Rückblick: Nach einem holprigen Rückrundenstart mit zwei Niederlagen und einem Sieg bekam Becker vor dem 20. Spieltag mitgeteilt, dass der Verein die Zukunft ohne ihn plane: Sein bis 2015 gültiger Vertrag wurde zum Saisonende vorzeitig beendet. „Das war natürlich ein ziemlicher Schock", blickt Becker zurück. „Wir hatten bereits Pläne geschmiedet für die kommende Saison, und dann gingen intern im Verein Querelen los, das war unfassbar! Da bildeten sich zwei Fronten und wir standen mittendrin. Es wurde nur noch gegen die Mannschaft gearbeitet!"

Becker berichtet von Spieler-Unterlagen, die nicht weitergereicht wurden. Es seien Pässe versteckt und die Aufstellungen auf den Spielerbögen verändert worden, „nur damit wir Stress haben und keine Ruhe in die Mannschaft kommt." An eine Situation erinnert sich der ehemalige Oberkasseler Übungsleiter besonders gut: „Ich kam nachmittags zur Besprechung auf den Fußballplatz, da fehlten einige Spieler. Die wurden angerufen, dass sie in der zweiten Mannschaft spielen sollten und es angeblich mit mir abgesprochen sei - was aber nicht der Fall war!"

Von den Unstimmigkeiten im Verein blieb natürlich auch das Team nicht unberührt. So hätten die blau-weißen Kicker beinahe das Stadtderby bei Turus Zweitvertretung boykottiert. „Die Mannschaft wollte nach den ganzen Querelen zunächst nicht antreten. Da mussten wir Trainer mit Engelszungen auf die Jungs einreden", erinnert sich der Ex-Coach. „Insgesamt muss ich aber den Hut vor der Mannschaft ziehen, wie sie mit der ganzen Situation umgegangen ist. Wir, das Trainerteam, hatten immer ein Bombenverhältnis zu den Jungs!"

Ein weiteres Thema brennt Harald Becker ebenfalls unter den Nägeln: „Ich muss mich auch mal wehren, was unsere Saisonziele angeht." Als Rangsiebter verpasste der SC West die Vorgabe, unter die besten fünf Landesligamannschaften zu kommen. „Wir waren nach der Hinrunde Vierter und hatten keinen großen Abstand zur Tabellenspitze. Dann gingen intern im Verein die Querelen los. Das hat uns am Ende mindestens zehn Punkte gekostet", ist sich der Fußballlehrer sicher. Auch das Ziel, in den Niederrheinpokal einzuziehen wurde nicht erreicht. „Da wurde den Spielern, die den Verein zum Saisonende verlassen wollten, unterstellt, sie hätten keine hundert Prozent Leistung mehr gegeben. Das finde ich eine bodenlose Frechheit und ich möchte Marco Lüttgen, Tobias Lippold und Rene Bogesits, die da gespielt haben, ausdrücklich in Schutz nehmen!"

Dank an den Geschäftsführer

Nun ist das Kapitel „SC West" für Harald Becker endgültig abgehakt. Abschließend stellt er fest: „Die drei Jahre mit der Mannschaft haben mir zwar Spaß gemacht, aber die drei Jahre im Verein waren schon brutal!" Bedanken möchte er sich jedoch ausdrücklich bei Geschäftsführer Frank Laurini, „der uns sauber bis zum Saisonende betreut hat."

Johannes Steinmeyer

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