Die Möbelhaus-Mitarbeiterin präsentiert, eine interessierte Schülerin hört zu. "'Gestalter für visuelles Marketing'. Sie waren schon mal in einem Möbelhaus? Da stehen ja nicht nur Möbel, sondern die sind ja auch immer hübsch dekoriert." Die Jobmesse Leipzig richtet sich an Schüler und Job-Wechsler.
Die bis zu 6.000 Besucher informieren sich bei Industriebetrieben oder Zeitarbeitsfirmen. Und bei der Handwerksfirma Jäger Ausbau aus Zwenkau von Oliver Häse, der hier nach Lehrlingen sucht: "Angesichts der demographischen Entwicklung und dem Trend, dass die Leute eigentlich mehr im kaufmännichen Bereich und nicht im Handwerk arbeiten wollen, ist natürlich jeder, der sich hier bewirbt und dann auch eine Ausbildung beginnt, ein Erfolg."
Salopp gesagt ist die Not der einen das Geschäft der anderen. Zum Beispiel von Jobmesse-Veranstalter Holger Kopplin, dessen Firma elf Mitarbeiter beschäftigt. "Ganz klar: Der Fachkräftemangel ist das Hauptargument. Und wir wachsen stets und ständig. Das heißt, wir haben jetzt knapp die 100-Aussteller-Marke geknackt." Für die Frühjahrsmesse rechnet er mit 120 Ausstellern, schon jetzt seien über 60 Buchungen eingegangen.
Nur der Arbeitgeber zahlt
Schon seit zehn Jahren ist Kopplin im Geschäft. Auch er hat bemerkt, dass die Messen zurzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Rund 40 Bildungs- und Jobmessen stehen im nächsten Halbjahr im Kalender für Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Zumindest ein Teil davon organisiert von privaten Anbietern - wie ihm. "Natürlich ist es letzten Endes ein Geschäft. Die Dienstleistung wird ausschließlich von den Arbeitgebern bezahlt, die Besucher zahlen nichts. Und mehr als 80 Prozent der Aussteller kommen wieder." Für einen einfachen Stand zahlen die Unternehmen knapp 600 Euro. Fast billiger als eine Zeitungsanzeige, meint Kopplin.
Dass jemand wie Holger Kopplin Geld mit Jobmessen verdient, ist für Ilka Hofmann von der Bildungsgewerkschaft GEW nicht wirklich ein Problem. Wichtig ist für sie, dass Kommunen und Arbeitsagentur als Partner der Messen an Bord sind. Und Hofmann betont, gerade für Schüler mit einem mittleren Abschluss sei ein Praktikum oft der bessere Weg zur Lehrstelle: "Und dann wird auch nicht mehr so geguckt: Was ist das für ein Abschluss? Was sind das für Noten? Sondern dann geht es darum: Was bringt mir dieser Jugendliche für den Betrieb und passt der oder passt der nicht. Deswegen entstehen da eher längerfristige Verbindungen." Um Anregungen für die Berufswahl zu bekommen, seien die Messen aber durchaus sinnvoll.
Checkliste Bildungsmessen-Besuch vom Bundesinstitut für Berufsbildung
1. Gehöre ich zur Zielgruppe der Bildungsmesse, die ich besuchen will?
2. Bin ich reif genug für eine Bildungsmesse? Habe ich den richtigen Ausbildungsstand?
3. Messebesuch vorbereiten: Was will ich auf der Messe? Wen will ich treffen? Welche Unterlagen muss ich mitnehmen?
4. Orientierung auf der Messe sicherstellen und Lageplan besorgen
5. An den eigenen Plan halten und nicht von anderen Angeboten ablenken lassen
6. Nachbereitung der Messe: Was hat der Besuch gebracht? Termine mit Betrieben? Wie halte ich Kontakt?