Ministerin Köstinger hat den Atomgegnern volle Unterstützung und die Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten versichert. Diese rechtlichen Möglichkeiten sind allerdings beschränkt. Österreich kann dort wo die EU oder Regierungen den Ausbau von AKWs finanzieren, Klagen einreichen. Dies wurde zum Beispiel in Bezug auf den Ausbau des AKW Paks II in Ungarn und das AKW Hinkley Point 2 in England getan.
Bundeskanzler Sebastian Kurz und Ministerin Köstinger haben in einem gemeinsamen Brief ihre tschechischen Amtskollegen aufgefordert, Österreich in die Auswahl eines Standortes für ein Atommüllendlager mit einzubeziehen. Auf Anfrage der "Wiener Zeitung" heißt es aus dem Umweltministerium: "Wir sind sowohl auf politischer, als auch auf technischer Ebene in ständigem Austausch mit den Tschechen. Diese Gespräche verlaufen sehr professionell, vonseiten der Tschechen vorerst aber noch ohne große Ambition, auf Atomkraft verzichten zu wollen."
Widerstand in Tschechien Doch auch in Tschechien gibt es Widerstand auf Gemeindeebene. Auf der Suche nach einem Standort für ein Atommüllendlager hatte die zuständige tschechische Behörde für die Lagerung von radioaktivem Müll "SURAO" bereits einige Probleme. Die ursprünglich 27 möglichen Standorte wurden bereits auf sechs Favoriten reduziert, doch die betroffenen tschechischen Gemeinden haben allesamt ihre Zustimmung verweigert. Nachdem die tschechische Regierung die Vorbereitungsarbeiten in diesen Gemeinden für einige Jahre aussetzen ließ, werden die Standorte derzeit wieder geprüft.
Zusätzlich werden Machbarkeitsstudien zur Eignung der beiden AKW-Standorte Temelin und Dukovany durchgeführt. Neun mögliche Standorte zählt die Liste der Atommüllbehörde aktuell. Bis Ende 2018 soll sie auf vier reduziert und bis 2025 zwei Favoriten ausgewählt werden. Für 2050 ist der Baubeginn geplant, damit 2065 der radioaktive Müll dort eingelagert werden kann.
31 tschechische Gemeinden haben sich zu einer "Plattform gegen das Endlager" zusammengeschlossen, um ihrem Widerstand Ausdruck zu verleihen. Mit ihnen pflegen die Mühlviertler Atomgegner einen engen Kontakt und besuchen sie zu gemeinsamen Aktionen, wie beispielsweise bei einem jährlichen Protestmarsch. Die oberösterreichische Landesregierung unterstützt sowohl oberösterreichische als auch tschechische Anti-Atom-Initiativen mit Förderungen, denn von der tschechischen Regierung gibt es keine finanzielle Unterstützung für Atomkraftgegner.
Das Problem mit dem Atommüll ist nicht unbekannt. Seit der Nutzung der Kernkraft beschäftigt die betroffenen Länder die Frage, was mit den Brennelementen passieren soll, wenn sie nicht mehr genutzt werden können. Verschiedene Varianten wurden bereits in Betracht gezogen, stellten sich aber allesamt als nicht realisierbar heraus. Bei Lagerung von Atommüll in Permafrostböden stellt der Klimawandel ein Problem dar. Eine Lagerung im Meer oder unter dem Meeresboden könnte die Ozeane kontaminieren und wurde deshalb durch internationale Abkommen verboten. Ebenso die Lagerung in Gletschern der Antarktis. Schließlich bleibt noch die Möglichkeit, den Atommüll ins Weltall zu schießen. Dabei besteht allerdings, neben extrem hohen Kosten, die Gefahr eines Unfalls beim Start einer Rakete, die mit radioaktivem Material beladen ist.