Ein Jahr später sind auch die Reste verblasst. Doch noch im Sommer war das Symbol zu sehen: Mit weißer Farbe auf die schwarzen Steine vor den Stelen gesprüht, mitten auf der Gedenkstätte für das größte ehemalige Zwangsarbeiterlager in Marzahn-Hellersdorf. Es sah aus wie eine Drei, tatsächlich war es aber eine halbe Acht, daneben noch eine „88“ – ein rechter Zahlencode, zweimal der achte Buchstabe im Alphabet: „HH“ steht für „Heil Hitler“.
Der Wuhletal-Wanderweg von Schmetterlingswiesen bis Hoppendorfer Straße ist gesäumt von Graffiti. Am häufigsten sieht man „FCU“ – 1. FC Union. Doch dazwischen, vor allem auf dem Boden oder auf Brückengeländern, findet sich rechte und frauenfeindliche Symbolik: Direkt gegenüber der Gedenkstätte Lager Kaulsdorfer Straße 90, an einer Ziegelsteinmauer, ist etwas schwarz übermalt, drumherum ein lila Herz. Hier stand noch einmal die Zahl 88, wie auf früheren Fotos zu sehen ist. Die „88“ war hier noch mehrere Male aufgemalt, außerdem die „18“ für „AH“ – „Adolf Hitler“.
Weiter nördlich, an einem Holzzaun, waren auch im Juni noch Blitze zu sehen, in Rot und Gelb, das germanische Zeichen für das S, in rechten Kreisen für „Sieg“ verwendet, oder im Doppel auch für SS – Hitlers „Schutzstaffel“. Die Verwendung der zwei Sieg-Runen ist verfassungswidrig.
Zwischen „88“ und „SS“, außerdem weiter südlich, fanden sich etliche Strichmännchen mit riesigen Brüsten – in Lila, Magenta, Weiß und Rot –, die Wörter „Penis-Nutte“, „Porno-Nutte“ sowie stilisierte Penisse. An einem Brückengeländer ist bei genauem Hinsehen auch im Dezember noch ein „No LGBTQ“ zu sehen, es wurde mit Farbe und Tags dürftig übersprüht.
Niemand will zuständig sein
Nicht jeder der roten, weißen, rosa, lila und gelben Sprühmarkierungen an der Wuhle ist ein erkennbarer Schriftzug oder ein Symbol. Ein Baumstumpf ist einfach lila angesprüht, ein Geländer rot getüncht mit weißen Punkten. Als habe jemand seinen Weg, vielleicht auch sein Revier markieren wollen. Im gleichen Lilaton hat jemand einmal „LT“ auf ein Schild mit dem Zeichen für eine „geschützte Grünfläche“ gesprüht, dann auf den Bretterzaun „Laslo“. Anfangs war auch in Weiß der Schriftzug „Daniel“ zu sehen, wie ein Foto dokumentiert. Man könnte fast meinen, da haben zwei auch noch ihre Unterschriften hinterlassen.
Entdeckt hatte die Sprühereien eine Frau bereits im Oktober 2021 – vor über einem Jahr. M. will ihren Namen aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht sehen. Sie fotografierte viele der Symbole, machte ein paar Tage später eine vorbeifahrende Polizeistreife auf die „88“ an der Gedenkstelle aufmerksam und informierte die bezirkliche Registerstelle zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle sowie die Gedenkstättenkommission.
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