Stuart Eves klopft sich die Hände an der Jeans ab. Gerade war er im Toilettenhaus am Werkeln und entschuldigt sich für die legere Kleidung: Zur Jeans trägt er ein pinkfarbenes T-Shirt. Für das Foto später zieht er sich extra um. Der Mann mit den grauen Locken betreibt in Fairbourne, einem kleinen Küstenort im Verwaltungsbezirk Gwynedd in Nordwales, seit über 40 Jahren einen Campingplatz für Wohnmobile. Er selbst lebt in einem alten Bauernhaus nebenan. Der Eingangsbereich, staubiger Boden, voll mit Gerümpel, Werkzeugen, Kisten, erinnert eher an einen Schuppen als an ein Heim. Und wieder entschuldigt sich Eves: Sommerzeit ist Campingzeit, da bleibt alles liegen. Im Herbst wird wieder aufgeräumt.
Dieses Jahr hat Eves noch weniger Zeit als sonst. Er ist zum Sprecher
einer Gruppe von Dorfbewohnern geworden, die dafür kämpfen, dass ihr
Dorf bleibt, wo es ist. Eves ist neben seinem Beruf als
Campingplatzbetreiber seit Mai Vorsitzender des Gemeinderats - in einem
kleinen Ort wie diesem ein Ehrenamt.
Fairbourne soll «stillgelegt» werden. Der Meeresspiegel steigt, und in den nächsten 30 bis 40 Jahren könnte der Ort regelmäßig überflutet werden. Exakte Prognosen über den Meeresspiegelanstieg gibt es nicht, aber ein halber Meter bis 2050 gilt als nicht unwahrscheinlich. Der Landesregierung - Gwynedd Council - ist auf lange Sicht der Schutz vor Überflutungen zu teuer und die Sorge vor einem Unglück zu groß, würde sie alles so lassen, wie es ist. Die Bewohner sollen sich eine neue Bleibe suchen, die Häuser abgerissen und das Land dem Meer überlassen werden. Ab dem Jahr 2055 sollen die Deiche, die den Ort vor Überflutungen schützen, nicht mehr instand gehalten werden. Spätestens dann müssten die Dorfbewohner das Fleckchen Erde verlassen haben. Doch sie wissen weder wohin, noch wie sie das bezahlen sollen.