Als Leonard Carow vor einigen Wochen die Einladung zur Verleihung der Goldenen Kamera in seinem Briefkasten fand, freute sich der 22-Jährige über die Aufmerksamkeit, dachte sich aber sonst nichts weiter dabei. Und so war dem Schauspieler die Verblüffung deutlich anzusehen, als ihn kurz vor 23 Uhr der Bauchredner Sascha Grammel als Gewinner des Nachwuchspreises auf die Bühne bat. Im Gespräch auf der After-Show-Party in der Messe Hamburg verrät der gebürtige Berliner, warum er trotzdem eine Dankesrede vorbereitet hatte, er mittlerweile lieber in Babelsberg lebt und sich von seiner Mutter managen lässt.
Der Nachwuchspreis der Goldenen Kamera wird traditionell als Überraschung verliehen. Sie hatten wirklich gar keine Ahnung?Leonard Carow: Ich habe mir irgendwann gedacht, dass es einen Grund hat, dass ich eingeladen wurde. Denn normalerweise passiert das nicht. Es war dann trotzdem ein total verrückter Moment. Ich habe mich sehr gefreut.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihr Name verkündet wurde?Ich glaube, mein Kopf war total leer. Ich dachte nur: Verdammt, jetzt muss ich auf die Bühne. Aber ehrlicherweise, haben wir Schauspieler ja alle schon heimlich unsere Oscar-Rede vorbereitet.
Wirklich? So für alle Fälle? Was steht da so drin?Ja, das übt man dann so privat vor dem Spiegel. Und viele Dinge stehen ja fest. Ich musste meiner Familie danken, weil das ein genialer Haufen von kreativen Menschen ist. Und den Regisseuren, mit denen ich schon zusammenarbeiten durfte. Das schreibt sich ja fast von selbst.
Ihre Mutter ist auch Ihre Agentin. Das funktioniert gut?Da meine beiden Schwestern auch Schauspielerinnen sind, hat das einfach irgendwann Sinn gemacht. Meine Eltern sind beide Künstler und machen das nebenbei. Das ist perfekt. Bei einem Beruf wie der Schauspielerei verschwimmen oft die Grenzen zwischen emotionalen und professionellen Entscheidungen. Und da ist es sehr hilfreich, schnell zwischen Mutter und Agentin switchen zu können.
Sie sind in Berlin geboren und in Potsdam aufgewachsen. Für welche Stadt schlägt Ihr Herz?Ich wohne mittlerweile in Babelsberg, der Filmstadt, in einer Wohngemeinschaft. Für mich war immer klar, dass ich in der Nähe von Berlin sein will. Aber Potsdam hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt und ist eine megacoole Stadt zum Leben und kreativen Arbeiten geworden. Babelsberg ist ein Kompromiss. Ich habe dort das beste von allem.
Was bedeutet Ihnen der Nachwuchspreis?Ich freue mich tierisch über die Anerkennung für meine bisherige Arbeit. Zwar bestätigen mir auch neue Rollenanfragen, dass ich offenbar irgendetwas richtig mache, aber ich habe trotzdem immer Zweifel. Es ist eine Motivation, weiterzumachen und hoffentlich ein Schlüssel für neue Projekte.
Welcher Ihrer Filme war denn bisher Ihr Lieblingsprojekt?Das sind jedes Mal andere Maßstäbe. Aber am allergrößten war natürlich der Dreh mit Steven Spielberg für "Gefährten". Das war so ähnlich, wie diesen Preis zu gewinnen: Augen zu und einfach machen, hoffen, dass alles klappt und nicht darüber nachdenken. Weil ich schon so früh mit dem Job angefangen habe, habe ich aber eine sehr entspannte Haltung dazu.
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