In der Verfilmung "Katharina Luther" spielen Karoline Schuch, die kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes steht, und Devid Striesow das Ehepaar Luther. 500 Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag wird die Geschichte einer Frau erzählt, die sich, angeregt durch Luthers Schriften für ein neues Leben entscheidet und dafür alles wagt. Am Mittwoch wird der Film um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt. Ein Gespräch über Intimität und persönliche Grenzen.
Bereits zum zweiten Mal spielen Sie gemeinsam in einem Film. Auch diesmal wieder mit Regisseurin Berliner Morgenpost: Julia von Heinz, mit der sie "Ich bin dann mal weg" drehten.Schuch: Wir haben uns einfach gut beim Casting geschlagen. Und dann hat es sich ergeben, dass wir wieder zusammen spielen durften.
Striesow: Auf jeden Fall war es eine normale Casting-Situation. Und dann wurden verschiedene Konstellationen eingeladen. Bei uns hat es dann einfach funktioniert.
Hat die Vertrautheit es erleichtert, miteinander zu spielen?Schuch: Manchmal hat es Qualität, sich nicht zu kennen. Aber als ich erfahren habe, dass Devid Luther spielen wird, fand ich es super. Die diesmalige Konstellation war uns völlig fremd. Ein Ehepaar haben wir noch nicht gespielt, sondern zwei ...
Striesow: ... wandernde Gesellen, von denen der eine mit Frauen nichts anfangen kann. Das hatte wirklich nichts davon, einander die Brust zu waschen, wie in diesem Film. Da kommt man schon mal in Situationen, wo man aufgeregt ist, und schaut, wie das Gegenüber damit umgeht. Letztendlich sind wir beide zufrieden, wenn wir einfach spielen können, ohne dass etwas im Wege steht.
Das heißt, ein Paar zu spielen, macht Sie noch immer nervös?Schuch: Ja, klar.
Striesow: Weniger, weil ich mir Sorgen um Karoline mache, sondern eher, weil man sich Sorgen macht, ob es auch so aussieht, wie es sich liest. Wenn es am Ende toll aussieht, freut man sich, dass es funktioniert.
Sie haben beide schon für den "Tatort" gespielt. Würden Sie sagen, dass er als Qualitätssiegel für deutsche Schauspieler gilt?Schuch: Ich war noch nicht Kommissar, aber als Tochter mitzuspielen, fand ich total toll. Mit Dietmar Bär ...
Striesow: Wenn man früher dort eine Rolle bekommen hat, dann ging die über viele Jahre, viele Folgen. Es gab auch nicht so viele Teams wie jetzt. Heutzutage werden die Rollen mit Schauspielern besetzt, die auch schon viel gedreht haben, damit man mit deren Popularität auch das "Tatort"-Format stabil hält.
Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie erfahren haben, dass Sie Martin Luther spielen?Striesow: Für mich war interessanter, dass es die Geschichte von Katharina von Bora ist. Anders als man Luther aus den gängigen Filmen kennt, ordnet er sich absolut der Frauenfigur unter. Ich fand es viel spannender, etwas über die beiden herauszufinden. Ich kann mich dem Innenleben des sich zum Familienmenschen wandelnden Reformators widmen. Das war die Herausforderung. Und das Liebespaar zu spielen, als Mönch mit einer Nonne, in dieser Zeit.
Wie haben Sie sich auf die Rollen vorbereitet?Schuch: Ich wusste nichts von Katharina, nicht mal, dass Martin Luther eine Frau hatte. Ich musste sie mir ergoogeln, habe ein paar historische Romane gelesen und nach allem geschaut, was ich über sie kriegen kann. Das ist allerdings nicht viel, es gibt kein geschriebenes Wort von ihr. Das ist total schade, aber im Kontext der Zeit nachvollziehbar. Außerdem habe ich die Orte besucht, an denen sie gelebt hat, war unter anderem in Wittenberg und in Torgau.
Striesow: Ich hatte den Vorteil, dass die Thesen schon stehen und Luther vogelfrei ist. Mich hat interessiert: Was macht das mit dem Menschen? Und es war mir wichtig zu zeigen, in welcher Zerrissenheit zwischen Arbeit, Familie, Leben und Tod sich dieser Mann befunden haben muss, der seine eigenen Leidensprozesse hat, in denen Katharina ihn auffängt. Die beiden haben sich toll ergänzt. Sie war sein Kontrapunkt. Das ist auch erotisch. Ergibt Reibung, ist gut für eine Beziehung. Man kann dann nahe, intime Momente zeigen, ohne in den Kitsch abzurutschen.
Was zeichnet für Sie die Rolle der Katharina aus?Schuch: Der Film erzählt aus dem Familienkontext und was die Reformation in Katharina bewirkt hat, diese gute Ehefrau - das finde ich sehr interessant. Ich glaube nicht, dass Luther ohne sie so geworden wäre, wie er war. Die beiden waren sehr gut füreinander. An ihr bewundere ich den Mut, und wie sie sich in ihrer Kompromisslosigkeit durchs Leben gekämpft hat - im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Ihr war klar, dass sie heiraten muss, wenn sie nicht komplett mittellos dastehen will. Und dann hat sie gesagt, wenn schon, dann den.
Und die größten Herausforderungen?Striesow: Das Kostüm.
Schuch: Kostüm und Maske waren schon hart. Wir haben angefangen mit der Altersmaske, die drei bis vier Stunden lang kreiert werden musste. Und das bei zünftigen Sommertemperaturen mit den mehrlagigen Wollstoffen. Da juckt es mich wieder direkt.
Gibt es Grenzen, was Sie nicht für eine Rolle machen würden?Schuch: Nein, vom Äußerlichen würde ich alles probieren. Manches geht vermutlich einfach nicht. Für diese Rolle habe ich fünf, sechs Kilo zugenommen, um in der Kamera ein bisschen fülliger auszusehen. Ich würde mir auch eine Glatze rasieren.
Striesow: Es muss eine Berechtigung haben und inhaltlich stimmen. Man entblößt sich in seiner Rolle.
Wir haben dieses Jahr Reformationsjahr. Hat das Ihren Blick auf 2017 verändert?Striesow: Mir kam das Jahr, in dem wir gedreht haben, also 2016, vor, als wäre es das Reformationsjahr. Ständige Hinweise auf Veranstaltungen an den Orten, an denen wir gedreht haben, die ja alle mit Luther in irgendeiner Weise in Verbindung stehen.
Schuch: Für mich war es nur der Dreh, sonst habe ich mit Reformation nicht viel zu tun. Ich finde es gut, dass der Film am Anfang des Jahres kommt. Am Ende des Jahres sind viele des Themas bestimmt überdrüssig.
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Sie leben beide schon lange in Berlin. Fühlen Sie sich wohl in der Großstadt?Striesow: Das darf ich gar nicht sagen. Ich wohne gerade im Umland. Berlin ist ein wahnsinniger Stressfaktor für mich. Die Stadt ist so groß, die Wege so weit.
Schuch: Gerade im Winter ist es eine Hassliebe. Da wünsche ich mir schon ein bisschen Ruhe. Aber es hat auch seine Vorteile. Du kannst machen, was du willst, wie du willst. Das Kulturangebot ist da, ja sogar ein Überangebot.
Haben Sie sich ein Ziel gesetzt für die nächste Zeit?Schuch: An den Film andockend, finde ich den Ansatz von Martin Luther gut, dass diese Angst aufhören muss, die da in den Köpfen der Leute ist. Alle Menschen sind gleich viel wert.
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