In einigen Pferdeställen in Berlin und Brandenburg ist die Infektionskrankheit Druse ausgebrochen. Das Fahrturnier des Reit- und Fahrvereins Mehrow-Buch am 6. August musste wegen der Krankheit abgesagt werden, teilt der Veranstalter auf seiner Webseite mit. Die Reit- und Poloanlage Finkenkrug empfängt derzeit keine Gäste, da auch bei ihnen ein Pferd steht, das an Druse erkrankt ist. Das bestätigte der Betreiber der Anlage, Philipp Gabriel. "2016 sind bisher deutlich mehr Pferde im Bereich Barnim an Druse erkrankt, als in den Jahren zuvor", sagt die Barnimer Tierärztin Monique Gumprecht. Ihr seien noch weitere Höfe bekannt, deren Namen sie allerdings nicht unbestätigt nennen möchte.
Druse ist eine durch das Bakterium Streptococcus equi hervorgerufene, hoch ansteckende Infektionskrankheit. Die häufigsten Symptome bei erkrankten Pferden sind ein grünlich-gelber Nasenausfluss, oft sehr hohes Fieber, Appetitverlust, Schläfrigkeit, Husten und eine Schwellung der Lymphknoten im Kopfbereich. Oftmals füllen diese sich auch mit Eiter. "Druse bei den Pferden ist der Grippe bei den Menschen recht ähnlich. Mit dem Unterschied, dass Druse meist seuchenartig ausbricht", sagt Monique Gumprecht.
Vier Quarantäneboxen an der FUDeswegen hat die Pferdeklinik der Freien Universität vier Quarantäneboxen, in denen erkrankte Pferde isoliert stehen können. "Druse kann durch direkten oder indirekten Kontakt übertragen werden. Das können zum Beispiel Futter, Lebewesen oder Zaumzeug sein", sagt die Tierärztin der Universitätsklinik, Heidrun Gehlen. Im Falle des Verdachts sollte das kranke Pferd von den anderen Pferden räumlich getrennt werden, um die Ansteckung weiterer Pferde zu vermeiden. "Allerdings ist es oft schwierig die Ausbreitung zu verhindern, da der Erreger schon übertragen werden kann, bevor Symptome bei dem erkrankten Pferd auftreten", so Gehlen.
Auch das Pferdefachgeschäft Krämer in Ahrensfelde hat aufgrund der Seuchengefahr Vorsichtsmaßnahmen getroffen. "Am Eingang steht ein Desinfektionsgerät. Außerdem werden Kunden gebeten nicht mit Stallklamotten in das Geschäft zu kommen", sagt die Mitarbeiterin Gina D.
Krankheit verläuft in den meisten Fällen glimpflichGrundsätzlich können alle Pferde von der Erkrankung betroffen sein, oftmals trifft es jedoch junge Pferde. "Die Krankheit ist auch als 'Kinderkrankheit' bekannt, da sich insbesondere Pferde im Alter zwischen ein und fünf Jahren mit der Krankheit infizieren", sagt Tierärztin Heidrun Gehlen. Zwar könne die Krankheit antibiotisch mit Penicillin behandelt werden, sagt Gehlen, jedoch werde diese Behandlung immer wieder kontrovers diskutiert. "Oft muss man die Pferde einfach ,durchkranken' lassen." Das bedeute, dass sich die entstandenen Abszesse irgendwann selbst öffneten, damit der Eiter austreten kann. Zwar gebe es auch einen Impfstoff, allerdings wirke dieser nur für drei Monate.
"Ich rate den Betreibern zu einem Ampelsystem: Rot sind erkrankte Tiere, gelb Pferde, die mit erkrankten Kontakt hatten und grün, die keinen Kontakt zu infizierten Tieren hatten", sagt Gehlen. Auch die Arbeitsabläufe sollten diesem System angepasst werden, sodass die erkrankten Tiere zuletzt versorgt werden. "In den meisten Fällen verläuft die Krankheit glimpflich", sagt Gehlen. 75 Prozent der erkrankten Tiere entwickelten nach der Erkrankung sogar eine Immunität von mehr als fünf Jahren.
Nicht wieder zu früh auf Turniere fahrenDer Landesverband Pferdesport Berlin Brandenburg hat aus gegebenem Anlass ein Schreiben mit Empfehlungen zum Umgang mit der Krankheit veröffentlicht. "Wichtig ist vor allen Dingen, dass die Reiter mit erkrankten Pferden nicht wieder zu früh auf Turniere fahren. Hier ist die Ansteckungsgefahr am höchsten, da sich Pferde aus diversen Ställen anstecken können", sagt die Geschäftsführerin Nicole Schwarz. Der Landesverband empfiehlt einen Verzicht auf eine Turnierteilnahme noch für zwölf Wochen nach dem letzten Auftreten der Erkrankung. Außerdem sollten die Pferdeboxen, aber auch alle Kontaktflächen und Ausrüstungsteile desinfiziert werden. "Wichtig ist vor allen Dingen, dass Drusefälle kommuniziert werden", sagt Nicole Schwarz. Ein Verschweigen sei erfahrungsgemäß gefährlich und ziehe nur weitere Krankheitsfälle nach sich.
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