Die Parfümindustrie weltweit dürfte bei dieser Meldung hellhörig geworden sein: Einem österreichischen Forschungsteam ist es gelungen, Ambrein, den Vorläuferstoff von Ambra, biosynthetisch herzustellen. Ambra - auch Amber, Ambrox oder Ambergris genannt - ist eine grau-weißliche, wachsartige Substanz, die ursprünglich aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen stammt. Sie gilt als seltenster Duftstoff tierischen Ursprungs. Ein Kilogramm ist bis zu 50.000 Euro wert. Ambra besitzt ein ganz spezielles Aroma, das als aphrodisierend, holzig und balsamisch beschrieben wird, und hat außerdem die Fähigkeit, alle Düfte zu verstärken und länger haltbar zu machen. Das macht ihn für die Parfumherstellung so wertvoll. Schon seit den späten 1930er Jahren wird versucht, den Duftstoff synthetisch nachzubauen. Auch nachdem der Handel mit Pottwalprodukten aufgrund des Washingtoner Artenschutzabkommens verboten wurde, blieb die Nachfrage vonseiten der Parfümindustrie unverändert bestehen. Die chemische Zusammensetzung von Ambra ist zwar mittlerweile gut erforscht. Dennoch erreichten künstliche Versionen bisher nicht die Qualität - das komplexe und reichhaltige Duftspektrum - des natürlichen Ambra-Dufts. Deshalb wird in besonders hochwertigen Luxus-Parfums nach wie vor gerne darauf zurückgegriffen. Die bisherigen chemischen Synthesewege verwenden meist aus Pflanzen gewonnene Diterpenoide als Ausgangsstoffe, wie etwa Sclareol aus Salvia sclarea , dem Muskatellersalbei. Sie sind jedoch aufwändig, ineffizient, teuer und benötigen den Einsatz umweltschädlicher Chemikalien. Anders das neue biosynthetische Verfahren: Dabei wird Ambrein, der natürliche Vorläuferstoff von Ambra, biosynthetisch mithilfe der Hefe Pichia pastoris hergestellt. „Das bedeutet, dass wir zum ersten Mal das gesamte Duftspektrum, wie es auch im Pottwal natürlich vorkommt, abbilden können", erklärt Harald Pichler, Professor am Institut für Molekulare Biotechnologie an der TU Graz, einer der beteiligten Forscher. Damit ist es möglich, Ambra-Duft künftig in bisher unerreichter Qualität, preisgünstig und in größeren Mengen im Labor herzustellen. Das Verfahren ist zum Patent angemeldet und soll schon bald industriell vermarktet werden. Quelle: TU Graz, acib
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Raubling
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