Noch Resturlaub zu verplanen? Diese europäischen Ziele sind die Reise wert – und noch nicht von Touristen überrannt.

Madrid war eher mau, London beim vierten Besuch etwas langweilig und an der Nordsee gibt es ganz grundsätzlich nicht viel zu sehen. Trotzdem fährt man doch immer wieder an die Orte, die man schon kennt. Dabei gibt es in so viel zu entdecken. Orte und Regionen, die viele nur bei der Durchfahrt an die touristische Küste wahrnehmen, sind eigentlich echte Kleinode. Das Essen ist billiger, aber mindestens genauso gut wie in den Großstädten, die Natur unberührter und die Leute sind freundlicher. Wir verraten Ihnen unsere Geheimtipps in Sachen Sommerurlaub.

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Vilnius in Litauen: Die übersehene Hauptstadt

Eigentlich sind die Hauptstädte von Ländern keine Geheimtipps. In diesem Falle ist das anders, denn wer ins Baltikum reist, fährt meist in die lettische Hauptstadt Riga. Dabei hat Vilnius eine der größten Altstädte Europas, die von einer Mischung aus litauischer, russischer, polnischer und jüdischer Kultur geprägt ist. Mittelalterliche Backsteingotik ist hier ebenso zu finden wie an Italien erinnernde Renaissance- und Barockbauten. Da gibt es das Tor der Morgenröte, dessen Kapelle ein wichtiger Wallfahrtsort ist, oder die Stanislaus-Kathedrale, die auf den ersten Blick eher an einen römischen Tempel erinnert als an eine katholische Kirche. Am schönsten aber ist die kleine spätgotische Annenkirche mit ihrer exzentrischen Fassade, die ein bekanntes Beispiel der sogenannten flammenden Gotik ist, die sonst fast nur in Frankreich oder Belgien zu finden ist.

Ganz in der Nähe der Kirche befindet sich die Grenze zur Republik Užupis. Ja, Sie haben richtig gehört, mitten in der Vilniuser Altstadt gibt es eine eigene "Republik". Anfang der Neunzigerjahre als Projekt von Künstlern gegründet, hat sie eine eigene Flagge, einen eigenen Präsidenten und auch eine eigene "Verfassung". Darin so tolle Artikel wie: "Jeder Mensch hat das Recht, sich zu irren" oder "Jeder Mensch hat das Recht, eine Katze zu lieben und für sie zu sorgen." Da das Viertel eine "Künstlerrepublik" ist, kann man viele Galerien besuchen und an fast jeder Wand ist irgendeine Form von Street Art zu finden. Einreisen kann man in die "Republik" einfach so, ohne Kontrollen, aber wer will, kann sich in einem Laden seinen Pass stempeln lassen.

Das Praktische an Litauen ist, dass das Land so klein ist, dass von der Hauptstadt aus als Tagesausflug mit der Bahn fast alle Regionen erkundet werden können. Empfohlen sei hier die malerisch in einem Seengebiet gelegene Burg Trakai oder die frühere litauische Hauptstadt Kaunas, die in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas ist. Johann Stephanowitz

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