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Proteste in Myanmar: "Wir sind alle entschlossen, die Diktatur ein für alle Mal zu stürzen"

Seit Wochen protestieren die Menschen in Myanmar gegen die Militärregierung, die immer aggressiver gegen sie vorgeht. Drei junge Aktivisten berichten von Gewalt und Mut.


Anfang Februar putschte in Myanmar das Militär und beendete damit vorerst eine zehnjährige Phase der Demokratisierung in dem südostasiatischen Land. Doch in der Bevölkerung regt sich Widerstand gegen die Militärregierung. Das Militär schlägt die Proteste gewaltsam nieder: Laut Menschenrechtsorganisationen wurden bislang mindestens 2.600 Menschen festgenommen und 240 Demonstrierende getötet. Gerade viele junge Menschen sind bei den Protesten dabei - mit drei von ihnen hat ZEIT Campus Online gesprochen. Um sie zu schützen, wurden ihre Namen anonymisiert.


"Die Soldaten brachen gewaltsam in unsere Wohnung ein"

Zack studiert Jura, arbeitet als Texter und engagiert sich für eine NGO.

Es war sieben Uhr früh und ich habe noch friedlich geschlafen, als mein Bruder plötzlich im Zimmer stand und rief: "Das Militär hat Aung San Suu Kyi und den Präsidenten gefangen genommen." Ich habe mich in meinem Leben noch nie so verloren gefühlt. Es war, als ob meine Sinne meinen Körper verlassen würden. Ich konnte nichts verarbeiten. In meinem Kopf war nur noch: Chaos, Chaos, Chaos.

Unsere Wohnung liegt an einer Hauptstraße und damit mitten im Kriegsgebiet. Als die Proteste begannen, bin ich jeden Tag dorthin. Wenn es hart auf hart kam, habe ich mich ausgerüstet und mich in die erste Reihe gestellt. Am Anfang haben die Soldaten die Menge noch mit Gummigeschossen und Tränengas niedergeschlagen, jetzt benutzen sie echte Kugeln. Meiner Mutter und meinem Bruder wurde es zu gefährlich, aber ich demonstriere weiter. Meine Mutter hat dann auf andere Weise die Bewegung unterstützt: Sie kochte für Demonstranten oder versteckte Aktivistinnen in unserer Wohnung. Doch als das Militär davon mitbekam, haben sie unser Haus angeschossen und gerufen: "Wir werden euch fertig machen und ausnehmen wie Fische."

"Ich dachte immer, dass sich meine Generation nur für Partys interessiert, nicht für Politik." Zack

Daraufhin haben wir das Haus verlassen und uns versteckt. Zwei Tage später schickte mir ein Freund ein Foto, auf dem zu sehen war, wie Soldaten gewaltsam in unsere Wohnung einbrachen.


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