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Wut über zu wenige Ersatz-Busse: Junger Mann würgt Fahrdienstleiter - der beißt zu

Pendler zwischen Schongau und Weilheim sind genervt: Die Bahnstrecke ist gesperrt, der „Bus-Notverkehr" läuft schleppend. Ein Fahrgast ist jetzt komplett ausgerastet.

Peißenberg - Der Bahnangestellte am Peißenberger Bahnhof musste in den vergangenen Tagen so einiges ertragen. Der Dienstag verlief für ihn noch relativ glimpflich, als ab 14 Uhr die Bahnstrecke zwischen Weilheim und Schongau gesperrt wurde. Mittags war noch eine vierte Klasse aus Weilheim mit dem Zug nach Peißenberg gereist. Als es nachmittags zurückgehen sollte, war die Bahnstrecke schon dicht und zunächst kein Ersatzbus in Sicht. Den Unmut einer Mutter bekam der Fahrdienstleiter zu hören.

Tags darauf wurde es für ihn dann richtig bitter. Ein Reisender griff den Bahnangestellten an und verletzte ihn. Wie die Polizei berichtet, war der Täter (etwa 20 Jahre alt) gegen 14.45 Uhr in Peißenberg angekommen und hatte den Fahrdienstleiter nach dem nächsten Bus im Schienenersatzverkehr gefragt. Es folgte ein Streitgespräch, dessen Inhalt nicht überliefert ist. Der Fahrdienstleiter erteilte dem Unbekannten jedenfalls Hausverbot und versuchte, ihn vom Bahnhofsgelände zu schieben. Dem jungen Mann brannten daraufhin alle Sicherungen durch: Er würgte den Bahnangestellten und rang ihn zu Boden. In seiner Not biss der Fahrdienstleiter dem Angreifer in die Hand und rief laut um Hilfe.

Polizei fahndet nach Fahrdienstleiter-Würger

Der Unbekannte ließ von ihm ab und stieg in den nächsten Bus. Jetzt fahndet die Polizei nach ihm, um Zeugenhinweise wird gebeten.

Bei der Bayerischen Regiobahn (BRB), die den „Bus-Notverkehr" kurzfristig organisieren musste, wird der Angriff mit Entsetzen aufgenommen. „Das ist die reinste Anarchie", meint Sprecher Christopher Raabe. Er bedauerte gestern ausdrücklich die Umstände, die die Fahrgäste haben: So musste etwa eine 17-Jährige, die am Mittwochnachmittag von Weilheim nach Peißenberg wollte, am Weilheimer Bahnhof den völlig überfüllten Ersatzbus ziehen lassen und eine Stunde auf den nächsten warten. Auf dem Nachhauseweg am späteren Abend kam dann gar kein Ersatzbus mehr. Nacheineinhalb Stunden vergeblichen Wartens gab die 17-Jährige auf und rief ihren Vater an, der sie abholte.

Auf die Schnelle waren nur vier Busse zu bekommen

Fälle wie diese wird es vermutlich auch in den kommenden Tagen geben. „Falls keine weiteren Busse zu bekommen sind, muss es leider so bleiben", bedauert BRB-Sprecher Raabe. Seinen Angaben waren auf die Schnelle nur vier Busse zu bekommen, die zwischen Schongau und Weilheim pendeln. Und die können nicht so viele Passagiere aufnehmen wie die BRB-Züge. „Das führt dazu, dass einzelne Busse überfüllt sind, was wir sehr bedauern und leider nur auf eine spätere Busfahrt verweisen können", bedauert der Sprecher. „Wir hätten uns selbstverständlich mehr Busse gewünscht und haben diese auch angefragt, jedoch sind die Buskontingente begrenzt und teilweise auch anderweitig im Einsatz, zum Beispiel im Schülerverkehr", fügt Raabe hinzu.

Nicht Schienenersatzverkehr sondern „Bus-Notverkehr"

Der Sprecher betont in dem Zusammenhang, dass bei dem derzeitigen Bus-Angebot nicht von einem regulären Schienenersatzverkehr gesprochen werden könne, sondern von einem „Bus-Notverkehr". Deshalb gebe es auch keine Aushänge und Durchsagen an den Bahnhöfen. Laut Raabe wird der Bahnbetrieb voraussichtlich am kommenden Sonntag, 7. Juli, wieder regulär aufgenommen, „wenn es die Umstände erlauben".

Busangebot der BRB steht nicht das erste Mal in der Kritik

Die BRB steht aufgrund von mangelhaftem Schienenersatzverkehr nun bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in der Kritik. Im Februar war es der viele Schnee, jetzt die Hitze, die ihn notwendig machten.

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Die Bayerische Regiobahn (BRB) wird Schongau auch über das Jahr 2022 hinaus anfahren. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) erteilte den endgültigen Zuschlag für die Verbindung von Augsburg über Weilheim nach Schongau. Die Fahrgäste werden in Zukunft noch mehr umsorgt.

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