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Holzwurm legt Weltkulturerbe lahm: Jetzt geht's ihm an den Kragen

Weil dem Holzwurm der Garaus gemacht wird, bleibt die Wies in der kommenden Woche komplett geschlossen. Die Besucher erfahren schon am Parkplatz von der Kirchen-Sperrung, Touristenbusse steuern das Weltkulturerbe erst gar nicht an. Und der Pfarrer verabschiedet sich in den wohlverdienten Kurzurlaub.

- Festliche Kirchenmusik von Johann-Sebastian Bach und Joseph Rheinberger wird am Sonntagnachmittag noch die berühmte Wallfahrtskirche durchdringen. Tags darauf stehen die Besucher vor Totenkopf-Zeichnungen an den Türen, die eindringlich vor dem Betreten der Wies warnen. Sechs Tage lang wird von Montag bis Samstag der Holzwurm bekämpft, der schon im Juli 2018 vom Mesner entdeckt worden war. Die Experten sprechen von einem akuten Holzwurm-Befall, dem nur mit hochtoxischem Gas beizukommen ist.

Gottesdienste entfallen

Die Touristen müssen sich kommende Woche also mit dem Außenanblick der Rokoko-Kirche begnügen, die zum Weltkulturerbe zählt. Mit vielen enttäuschten Gesichtern rechnet Wiespfarrer Gottfried Fellner aber nicht. Schließlich wurde auf der Homepage der Wallfahrtskirche und im Gemeindeblatt schon länger auf die bevorstehende Sperrung hingewiesen, meint er. Die Busunternehmen, die täglich den Touristen-Magneten im Schongauer Land ansteuern, wurden separat informiert. Führungen, die der Wallfahrtspfarrer auch persönlich vornimmt, konnten freilich nicht gebucht werden. Die Gottesdienste entfallen in den sechs Tagen komplett.

Pfarrer macht Kurzurlaub

Für Gottfried Fellner ist die Sperrung der Wallfahrtskirche kein Beinbruch. Ganz im Gegenteil: „Ich kann endlich einmal ein paar Tage ausspannen", sagt der Monsignore. Er werde die Zeit nutzen und in seine Heimat ins Salzkammergut fahren, freut sich der Wiespfarrer. Die Kirchenverwaltung könne aber „normal weitermachen", betont Fellner. Der Zugang zum Pfarrhaus sei über die untere Wohnung weiterhin möglich.

Gesamtes Laiengestühl vom Holzwurm befallen

In der Kirche geht es ab Montag dem Holzwurm an den Kragen. Nach Angaben des zuständigen Staatlichen Bauamts in Weilheim ist das gesamte Laiengestühl von ihm befallen. „Und hier vor allem die Wangen, aber auch Vorder- und Rückseiten", berichtet Bereichsleiter Peter Aumann. Auch ein Befall der Sitz- und Kniebänke konnte bei der Prüfung nicht ausgeschlossen werden, die der Restaurator und Holzbauingenieur Gerd Wapler vorgenommen hatte. Die Seitenaltäre und Holzaltar seien zum Glück nicht betroffen. „Lediglich am Tabernakel sind noch Spuren eines Befalls zu sehen, Orgel und Emporen sind befallsfrei", so Aumann.

Für die Schädlingsbekämpfung werden die Gestühl-Blöcke jetzt eingehaust. Die befallene Tabernakeltrommel wird ausgebaut und kommt ebenfalls in die Behausung zu den Bänken. Dann wird das hochtoxische Gas „Vikane" zugeführt, das die Würmer abtöten soll.

Schaden hält sich zum Glück in Grenzen

Viel Schaden hat der Holzwurm im Weltkulturerbe glücklicherweise nicht angerichtet, „eine restauratorische Überarbeitung wird nur an wenigen Teilbereichen notwendig sein", heißt es.

Erleichtert sind die Experten auch darüber, dass die Temperaturen steigen. Die Begasung wurde nämlich ganz bewusst in die wärmere Jahreszeit gelegt. Die „holzschädlichen Insekten" seien wechselwarme Tiere und in Abhängigkeit der Temperatur aktiv, erläutert Aumann. Wenn es warm ist, nehmen sie mehr Sauerstoff und somit auch „viel Begasungsmittel".

Am Sonntag, 26. Mai, ist der Spuk schon wieder zu Ende. „Und die Kirche steht den Besuchern wieder in voller Herrlichkeit zur Verfügung", verspricht der Bereichsleiter.

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