Der Turm ist das drittgrößte Gebäude von Favelada, er steht am Rande der Stadt, wann er erbaut wurde, weiß niemand. „Umgeben von niedrigeren Gebäuden hatte der Monolith die Aura eines Schulhoftyrannen", heißt es zu Beginn von JJ Amaworo Wilsons Roman „Damnificados" . Das hat er wohl mit jenen gemein, die ihn erbauten: Die Torres-Sippe vereint alle schlechten Eigenschaften in sich, die es gibt.
Nach mehr als einer Dekade Leerstand entdecken die „Damnificados" den Turm. Über 600 Obdachlose ziehen ein, am Ende leben an die 2000 im Turm. Ihr Anführer ist Nacho Morales. Der Krüppel wurde von einem alten Lehrer im Schilf eines Flussbettes gefunden. Später wird er Dolmetscher, arm jedoch bleibt er. Er macht aus dem Turm seine Utopie, sie übersteht große Plagen, wächst zu einem Gemeinwesen.
Das Leben in den Betonwänden ist angenehmer und sinnhafter als jenes auf der Straße. Es gibt eine Bäckerei im Turm, einen Friseursalon. Die Kinder können eine Schule besuchen, die Alten rasten unter den Bäumen, die auf dem Platz vor dem Turm angelegt wurden. Doch die Familie Torres möchte ihr Eigentum zurück. Der erste Angriff wird mithilfe derer zurückgeschlagen, die man selbst einst aus dem Turm vertrieb. Beim zweiten Sturm auf den Wolkenkratzer, so fürchten die Bewohner, wird das kaum gelingen: Eine ganze Armee, Panzer inklusive, greift an.
In der Realität verankertJJ Amaworo Wilson, Sohn einer Nigerianerin und eines Briten, hat seine Geschichte auf drei Ebenen angesiedelt. Er berichtet chronologisch aus dem Turm und von seinen Bewohnern; er schildert, wie aus Nacho ein so weiser Mann wurde. Und er erzählt die Geschichte der „Damnificados". Deren Leben wurde von den sogenannten „Müllkriegen" geprägt. Müll ist für viele der Protagonisten dieses Buches die Lebensgrundlage.
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