Frachtschiff-Ferien statt Segeltörn? Alles Selbermachen statt im Supermarkt kaufen? Ja! Warum der schwierigere Weg oft glücklicher macht.
Jessica Schober
Eigentlich mag Sarah Schumann keine Reisen. Sogar Klassenfahrten fand sie schrecklich. Doch das Wörtchen „eigentlich" hat die 24-Jährige aus ihrem Vokabular gestrichen.
Mit Folgen: Heute weiß sie ab und an nicht mal, wo sie morgen schlafen wird, denn nach ihrer Bäckerlehre packte sie einfach ihren Rucksack, schlüpfte in die Kluft aus Weste und Schlaghose und wanderte los. Drei Jahre und einen Tag zieht sie nun schon durchs Land.
Die Walz als WeiterbildungEs ist nicht immer angenehm. Aber es gefällt ihr. Die Bäckergesellin möchte sich durch ihre Wanderschaft beruflich weiterbilden. Wenn sie in immer neuen Backstuben zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens mit der Arbeit beginnt, lernt sie unaufhörlich dazu: Backtraditionen aus vielen Regionen und verschiedene Handwerkskünste.
Durch die Erfahrungen in unterschiedlichen Betrieben, stiegen die Chancen auf spätere Festanstellungen, ja sogar leitende Positionen, meint Schumann. Doch allein aus Karrieregründen verzichtet sie nicht auf den Komfort und die Sicherheit einer festen Bleibe.
Als Obdachlose durchs Land ziehenSie hat diesen mühsamen Weg gewählt, um etwas über sich herauszufinden: „Die Walz soll meinen Charakter prägen." Für ihren Trip hat sie sich selbst einige Regeln auferlegt: Sie reist ohne Laptop und Handy, meidet die Gegend ihres Heimatorts im Wendland in einem Umkreis von 50 Kilometern und bleibt maximal drei Monate an einem Ort.
„Man zieht als Obdachlose durch die Lande", sagt Schumann. Ans Aufgeben hat sie nie gedacht. Sarah Schumann hat das verlassen, was andere als „persönliche Komfortzone" bezeichnen würden. Und wenn sie so erzählt, von ihrer Walz, fragt man sich schon, weshalb sie sich das antut.
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