Das, was da im kargen Anbau des Sacharow-Zentrums stattfindet ist keine Gerichtsverhandlung, auch wenn es so aussieht: Dort sitzen sich Anklage, Verteidigung, Richter und Jury auf Bänken gegenüber, sogar das Besucherpodium ist mit Zuschauern gefüllt. Nach und nach werden Zeugen aufgerufen und schildern ihre Sicht der Begebenheiten. Doch das, was sich da unter Ausschluss der russischen Öffentlichkeit abspielt ist inszeniert, zumindest was den äußeren Rahmen angeht. Regisseur Milo Rau hat sich einen zentralen Ort für seine Performance ausgesucht, hier nahmen zehn Jahre zuvor die Ereignisse ihren Lauf, die er im Frühjahr 2013 unter dem Titel „Moskauer Prozesse" neu verhandeln lässt.
Jens Thiele (geb. Mayer)
Berlin
Film