Vierzehn Sandsteinsäulen bilden einen Kreis. In der Mitte eine Opferschale. Die Namen von Konzentrationslagern stehen jeweils auf sieben Pfeilern: Ausschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald, Theresienstadt. Nochmal so viele benennen Schauplätze des Bombenkriegs von Warschau bis Coventry und Dresden.
von Jennifer Stange, MDR INFO
Durch das Rondell der Gedenkstätte für die Opfer des 13. und 14. Februar 1945 auf dem Dresdner Heidefriedhof führt die Museumspädagogin Sophie Abbe. Sie sieht den Aufbau der Anlage kritisch: "Auffällig ist: wir haben es hier ausschließlich mit Orten zu tun, die durch deutsche Okkupation oder Vernichtungswahn erst zu solcher Berühmtheit gekommen sind. Und jetzt platziert sich Dresden mit in den Kreis der Verfolgten."
Veranstaltung fällt in diesem Jahr ausVom Rondell führt ein Weg zu einer Sandsteinmauer, die allein an die Toten der Luftangriffe auf Dresden erinnert. Die Anlage stammt noch aus DDR-Zeiten. Seither ist der Heidefriedhof einer der zentralen Orte des jährlichen Gedenkens. Kränze und Blumen werden dort Jahr für Jahr in einem offiziellen Akt der Stadt niedergelegt. Erstmals wird es in diesem Jahr keine solche Veranstaltung geben. Joachim Klose, Moderator der AG 13. Februar, begrüßt die Entscheidung der Stadt: "Ich fand es immer nicht einfach damit umzugehen. Es sind ja auch politische Rituale des Ablegens der Kränze und des Gehens auf den Friedhofs. Da gibt's auch aufmerksame Initiativen die sichtbar machen, dass man manche Dinge in der Vergangenheit etwas unreflektiert perpetuierte. Zum Beispiel, dass sich auch andere Fraktionen anschliessen deren Intentionen man nicht teilt, dass man dem schwierigen Aufbau des Friedhofs Rechenschaft tragen muss."
NPD-Mitglieder waren dabeiIm stillen Gedenken hatte man lange darüber hinweg geschweigen, dass auch NDP-Mitglieder, freie Kameradschafte hier teilnahmen. Immer lauter und unübersehbarer wurden die Proteste. 2012 verhängte die Stadt ein Bußgeld gegen einen Demonstranten, der ein kritisches Plakat auf dem Heidefriedhof entrollt hatte. Der wehrte sich juristisch dagegen, mit Erfolg. Heike Großmann, Pressesprecherin der Stadt Dresden: "Das ging bis vor das Bundesverfassungsgericht. Und das Gericht hat halt gesagt, in dem Moment, wo es eine städtische Veranstaltung auf dem Heidefriedhof gibt, ist es auch zulässig, dass Demonstranten dabei sein dürfen, das Plakate ausgerollt werden dürfen, das es Störungen gibt und so weiter."
AfD bedauert AbsageDas Bundesverfassungsgericht stärkt in seinem Urteil von 2014 das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit: Alle Meinungen müssen auf dem Heidefriedhof gedulden werden, solange es dort eine offizielle Gedenkveranstaltung gibt. Somit werden in diesem Jahr erstmals die Feierlichkeiten auf dem Heidefriedhof abgesagt. Ein indirekter Erfolg für die Kritiker, aber auch eine Chance für das Gedenken, meint Klose: "Insofern ist es vielleicht gar nicht mal schlecht, dass in diesem Jahr dort keine Veranstaltungen stattfinden. So vermeidet man Protest oder auch Provokationen. Zum anderen lässt man aber auch des Nachdenkens und gerechten Umgangs damit." Sachsens AfD-Chefin Frauke Petry hingegen, bedauert die Absage und fordert gleichzeitig ein neues Mahnmal für die Verstorbenen.
Zuletzt aktualisiert: 12. Februar 2015, 10:50 Uhr
© 2015 MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK