Die Delta-Variante des Coronavirus verbreitet sich in immer mehr Ländern - auch am anderen Ende der Welt. In Australien ist die Region Sydney dieses Wochenende in einen zweiwöchigen Lockdown gegangen.
Eigentlich wollte Ruby Stephens heute im australischen Busch wandern gehen. Stattdessen hängt die junge Frau nun für zwei Wochen zuhause im Norden Sydneys im Lockdown fest. "Es fühlt sich an, wie ein Déjà-vu - wie letztes Jahr, nachdem das Leben so lange Zeit doch ziemlich normal war."
Der Grund für den plötzlichen harten Lockdown ist die Ausbreitung der Delta-Variante. Mehr als 110 Fälle sind es inzwischen. Viel für Australien, das Covid-19 mit Grenzschließungen und strengen Quarantäne-Regeln weitgehend unter Kontrolle hatte.
"Es ist ziemlich frustrierend, dass unsere Impfquote so niedrig ist und wir so langsam sind. Ich denke, wenn wir alle schon besser geimpft wären, hätte das jetzt nicht sein müssen", sagt Stephens.
Opposition kritisiert langsamen ImpffortschrittSo sieht es auch die Opposition im Land. Der jetzige Lockdown sei eine direkte Folge der gescheiterten Impfkampagne. Laut australischer Regierung sind derzeit rund fünf Prozent der Bevölkerung zwei Mal geimpft - also nur ein Bruchteil der 25 Millionen Australier.
Die Regierung habe Probleme, an Impfstoff zu kommen, so Martin Foley, Gesundheitsminister des Bundesstaates Victoria. "Es dreht sich alles um die Versorgung. Wir haben nicht genug, um die Nachfrage zu erfüllen. Dabei ist es die Ausfahrt von der Virus-Autobahn. Doch im Moment bekommen wir kein grünes Licht, um die Autobahn - und damit die Pandemie - hinter uns zu lassen."
"Beängstigendste Zeit" seit PandemiebeginnDie Regierungschefin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, sagt, ihr sei daher nichts anderes übriggeblieben, als den Großraum Sydney, die Bergregion Blue Mountains und nahe Küstengemeinden abzuriegeln. Betroffen sind mehr als fünf Millionen Menschen.
"Vor ein paar Tagen habe ich gesagt, dass dies für mich die beängstigendste Zeit ist seit Beginn der Pandemie, und das hat sich bewahrheitet." Sie gehe davon aus, dass die Fallzahlen in den kommenden Tagen weiter steigen werden.
"Wir stellen leider fest, dass alle, die zusammen in einem Haushalt leben, das Virus bekommen. Die Übertragbarkeit ist mindestens doppelt so hoch wie bei früheren Varianten. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen." Die Delta-Variante entwickele sich gerade zur Hauptvariante, so Berejiklian.
Nach draußen nur in AusnahmefällenDie Konsequenz: Sydney steht still. Die Bevölkerung darf nur für notwendige Besorgungen das Haus verlassen, etwa für Arztbesuche oder Sport im Freien. Ein Mann, der gerade auf dem Weg zum Supermarkt ist, nimmt es gelassen. "Ich denke, weil wir schon einmal einen Lockdown erlebt haben, sind wir dieses Mal mental ein bisschen besser vorbereitet."
Eine andere Passantin äußert sich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters besorgter. "Es ist ein schlimmes Virus, es ist anders, hoffentlich können wir es besiegen, wie beim ersten Mal."
Auch Ruby Stephens, die gerne wandern gegangen wäre, beunruhigt die neue Delta-Variante. Sie hofft, dass es bei den zwei Wochen Lockdown bleibt. "Hoffentlich wird es nicht schlimmer. Hoffentlich waren wir mit dem Lockdown nicht zu spät und die Zahlen gehen ab jetzt wieder runter."
Runter auf Null, denn Australien verfolgt eine Zero-Covid-Strategie - sprich: null Infektionen.