Social Distancing macht körperliche Nähe schwer. Das Maßmahmenpaket gegen Corona sieht keine Treffen mit Menschen, die nicht im selben Haushalt wohnen. Singles - ob sie nun wollen oder nicht - müssen alleine bleiben. Warum das aber so schwer fällt beantwortet Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller von der Sigmund Freud Universität im [M]eins-Interview: „Körperkontakt, Nähe und Sexualität taugen hervorragend zum Stressabbau oder auch um Bindungen oder Vertrauen aufzubauen. Auf Dauer kann dieser körperliche Entzug von Nähe einfach chronischen Stress erzeugen. Vorausgesetzt natürlich, es besteht ein Bedürfnis nach dieser Nähe".
Es wird mehr gesprochenAuf Tinder dauern die Gespräche nun rund 25% länger. Viele bleiben mit ihren Matches auf der jeweiligen Plattform in Kontakt oder tauschen Nummern aus. „Es ist besser als nichts, aber das echte ist es nicht" beschreibt Tinder-Userin Sophie das Daten währen Corona.
Ein Stückchen AlltagDer 24-Jährige Student Niko holt sich mit dem Swipen und Matchen ein Stück vom Alltag vor Corona zurück und passt es an die gegebenen Umstände an, weil es reale Treffen wie vor der Corona Krise noch länger nicht geben wird. „Wenn das jetzt noch länger dauert ist schon zu vermuten, dass viele Menschen sozusagen verinnerlichen, dass körperliche Nähe bedrohlich ist, weil man könnte sich ja anstecken" meint Soziologin Rothmüller. Virtuelle Dates sind also immerhin eine Notlösung, bis Social Distancing Geschichte ist.
Treffen trotz VerbotsManche Tinder-User hätten aber lieber, dass das Maßmahmenpaket gegen Corona besser schon heute als morgen vorbei ist. Studentin Leo erzählt, dass sie bereits mehrmals von Matches, die sich nicht an Social Distancing halten, zu einem Treffen aufgefordert wurde. Auch wenn Dating Plattformen wie Tinder ihren Nutzer und Nutzerinnen ausdrücklich von persönlichen Treffen abrät, scheint es so als ob für manche „das Verbotene" den Reiz noch verstärkt.
Charmeoffensive via Videochat„Tinder ersetzt für wahrscheinlich keinen von uns das echte Date", erklärt Niko in einer Videobotschaft. Deswegen ist Kreativität gefragt. Um so es so „real" wie möglich zu machen, setzen viele Nutzer und Nutzerinnen auf Videocalls. Die Datingplattform Bumble hat ein Plus von 77% bei Videocalls verzeichnet. Die 23-Jährige Clara findet, dass nach erfolgreichen virtuellen Dates die Vorfreude umso mehr steigt, die Person nach der Quarantäne face-to-face kennenzulernen.
Weltweit matchenNicht nur die User und Userinnen werden kreativ, sondern auch die Betreiber. Die Dating-App Tinder hat zu Beginn der Corona Krise die Reisepass-Funktion kostenlos zur Verfügung gestellt. Das bedeutet weltweites Swipen und Matchen.