München - Weil ein Mann sein Tattoo öffentlich zeigte, bekam er eine Anzeige - denn das Keltenkreuz auf seiner Brust ist bekannt als rechtsextremes Symbol. Auch andere Zeichen können ihre Träger schnell in Schwierigkeiten bringen.
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Das Hakenkreuz ist als rechtsextremes Symbol verboten - zwischen 2005 und 2006 sogar in seiner durchgestrichenen Version.
Ein dekoratives, aber nicht als neutral betrachtetes Schmucksymbol kann für seinen Träger sehr unbequem werden, wie ein aktueller Fall aus Ebersberg zeigt: Bei einer Rettungsdienst-Übung hatte ein Mann, auf dessen Brust ein Keltenkreuz tätowiert ist, seinen Oberkörper frei gezeigt - ein Foto von ihm erschien in der Zeitung und brachte ihm eine polizeiliche Anzeige ein.
Denn das Keltenkreuz wurde von der rechtsextremen Partei VSBD als Organisationssymbol verwendet, die Mitte der 70er Jahre für den Münchner Stadtrat kandidierte und sich tödliche Schießereien mit der Polizei lieferte. Da das Zeichen der seit 1982 verbotenen Partei zugeordnet wird, darf es nach Paragraph 86a des deutschen Strafgesetzbuchs zur "Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" nicht öffentlich gezeigt werden. Das öffentliche Zeigen politisch belasteter Symbole kann als Verbreiten von Propagandamitteln einer verbotenen Vereinigung ausgelegt und "mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe" geahndet werden.
Der angezeigte Mann aus Ebersberg beruft sich jedoch auf ganz andere Gründe: Das Keltenkreuz ist bei Goths, Metalheads und Esoterikern ein beliebtes Schmuckzeichen, das innerhalb dieser Gruppen als unpolitisch gewertet wird. Gedanklich ist mit dem Zeichen für diese Musikszenen eher die Zeit des heidnischen und vorchristlichen frühen Mittelalters und Faszination für die Kultur der Kelten verbunden.
Den Thorhammer tragen auch Fans von Metal-MusikAnders steht es mit den von Neonazis häufig verwendeten Runen: Die Odalrune stand in der altgermanischen Sprache für "Besitz, Erbe" und wurde von den Nazis für ihre Blut-und-Boden-Propaganda vereinnahmt. Als Symbol seit 1994 verbotenen "Wiking Jugend" ist sie im Zusammenhang mit rechtsextremen Inhalten verboten. Das Zeichen der Sigrune, die ursprünglich "Sonne" bedeutet, ist bekannt als Symbol der SS und der Hitlerjugend. Von den Nationalsozialisten wurde die Sigrune zum Zeichen für "Sieg" umgedeutet und ist heute in jeglicher Verwendung strafbar.
Das auch Sonnenrad oder Swastika genannte Hakenkreuz ist ein uraltes Kultursymbol, das sich in Darstellungen des alten China, Indien, Griechenland und bei den Kelten und germanischen Stämmen findet. Heute steht es weltweit für die Gräuel des Nationalsozialismus und ist deshalb verboten. Strafbar ist es auch in verschlungenen, vereinfachten oder Negativ-Varianten, zeitweise sogar in der rot durchgestrichenen Verwendung, die gern von Punks als "Zeichen gegen Rechts" getragen wird. Inzwischen ist das Anti-Nazi-Hakenkreuz "in einer Darstellung, deren Inhalt in offenkundiger Weise die Gegnerschaft (...) und die Bekämpfung ihrer Ideologie zum Ausdruck bringt", wieder erlaubt.
Rechtsextreme wandeln die Zeichen häufig abInternational im rechtsextremen Kontext bekannt ist auch das Wolfsangel-Zeichen. Einst war die Wolfsangel ein Jagdgerät zum Fangen von Wölfen. Später trugen Adjutanten der HJ das vereinfachte Zeichen als Ärmelaufnäher, auch die 1982 verbotene rechte Jugendorganisation "Junge Front" nutzte sie. Zugelassen ist die Wolfsangel daher nur noch als heraldische Figur in alten Familien- und Gemeindewappen.
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