Hermann der Cherusker, Bismarck, der "Alte Fritz": Seit Jahrhunderten verewigt man Größen der deutschen Geschichte in Stein und Metall. Viele gibt es mehr als einmal - als Export-Kopien in anderen Ländern.
Peinlich genau dokumentierte Freiherr Bernhard von Koehne das Bernsteinzimmer im russischen Katharinenpalast. Der preußische Experte für Münzen und Wappen am Kunstmuseum Eremitage in St. Petersburg nahm es 1882 genau unter die Lupe und beschrieb die Wandpaneele mit ihren eingelassenen Details, die Spiegel und Wandmosaike. "Die Mitte des Zimmers nimmt auf einem Postamente eine verkleinerte Bronzekopie des berühmten Berliner Denkmals Friedrichs des Großen von Ch. Rauch ein", berichtete Koehne.
Eine Statue des Preußenkönigs im berühmten Prunksaal? Das Reiterstandbild war ein Geschenk König Friedrich Wilhelms IV. an Zar Nikolaus I. - wie zuvor schon das Bernsteinzimmer selbst ein Präsent an den russischen Zarenhof war. Bildhauer Andreas Schlüter hatte es für das Berliner Schloss Charlottenburg entworfen. Beim Zarenbesuch 1716 verschenkte der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. das Zimmer kurzerhand, um sich eine Allianz im europäischen Machtgefüge zu sichern.
Über Memel und Riga gelangte das Bernsteinzimmer nach St. Petersburg, wo es erst im Winterpalast, dann 1755 im Katharinenpalast aufgebaut wurde. In der Tradition teurer diplomatischer Geschenke sandte König Friedrich Wilhelm IV. knapp 100 Jahre später die Nachbildung des Reiterstandbilds von Friedrich dem Großen gen Russland.
Der Doppelgänger aus vergoldeter Bronze war eine von drei Miniaturen, gestaltet von Christian Daniel Rauch. Der Bildhauer schuf schon das 13,5 Meter hohe originale Reiterstandbild, das 1851 eingeweiht wurde und heute am Forum Fridericianum in Berlin-Mitte steht.
Mit dem Bernsteinzimmer verschollenNach jahrzehntelangem Hin und Her und beinahe 100 Entwürfen hatte Rauch 1836 dafür den Staatsauftrag bekommen. In Uniform, Hermelin und Dreispitz thront "Alte Fritz" zu Pferd über den wichtigsten Figuren aus Militär, Politik, Wissenschaft und Kunst seiner Zeit - ein Meisterwerk. Rauchs einstiger Lehrer Johann Gottfried Schadow, Direktor der Königlichen Preußischen Akademie der Künste, hatte selbst Entwürfe eingereicht, doch sein Schüler bekam den Zuschlag. "Mein janzer Ruhm is in Rauch uffjejangen", soll Schadow laut Berliner Volksmund gescherzt haben.
Das Denkmal beeindruckte auch Staatsgäste. Als Geschenk des preußischen Hofes gelangte eine der drei Bronze-Miniaturen in den Besitz von Zar Nikolaus I., der es im Bernsteinzimmer aufstellen ließ.
100 Jahre später rissen die Nazis das Bernsteinzimmer im Zuge ihrer Kunstraube an sich: Vergeblich hatten die Russen versucht, die prächtigen Wandtafeln hinter Papiertapeten zu verbergen. Binnen 36 Stunden brachen die Nazis die Bernsteinpaneele von den Wänden, verpackten sie in Kisten und verschifften sie ins preußische Königsberg, das heutige Kaliningrad in Russland. Dort wurde es ab 1942 ausgestellt.
In den Wirren des nahenden Kriegsendes wurde der Prunksaal erneut demontiert und verpackt, um ihn vor der Roten Armee zu retten. Mit der Bombardierung des Königsberger Schlosses, wo die Kisten gelagert waren, endet die Spur des legendären Bernsteinzimmers. Seitdem gilt es als verschollen - und damit auch die Statue Friedrichs des Großen.
Bismarck-Denkmäler in deutschen KolonienUnzählige Schatzsucher haben sich auf die Suche nach dem "achten Weltwunder" gemacht. Selbst die Stasi konnte sich dem Glanz des Bernsteinzimmers nicht entziehen und jagte lange beim Sicherungsvorgang "Puschkin" dem Bernsteinzimmer hinterher, vergebens. Ende der Neunzigerjahre tauchten ein Möbelstück und ein Mosaik auf dem Schwarzmarkt auf; sie wurden an Russland zurückgegeben. Seit 2003 ist ein Nachbau des Bernsteinzimmers im Katharinenpalast zu sehen. Doch das Original bleibt verschwunden, ebenso die Replik vom "Alten Fritz" zu Pferde.
Das Berliner Reiterstandbild ist bei weitem nicht das einzige Denkmal mit Doppelgänger außerhalb Deutschlands: Im Zuge des Bismarck-Mythos etwa entstanden ab 1868 in und außerhalb Deutschlands zahlreiche Denkmäler für den ersten deutschen Reichskanzler. Dazu zählt auch die Bismarckstatue in Hamburg, die eine millionenteure Restauration erfahren soll, aber wegen der deutschen Kolonialpolitik in der Kritik steht.
Zu Hochzeiten des Bismarck-Kults gingen Verwalter der deutschen Kolonien in Afrika daran, ihm auch dort Denkmäler zu setzen. Zahlreiche Statuen, Türme und Brunnen entstanden im heutigen Tansania (damals Deutsch-Ostafrika), im heutigen Kamerun und Papua-Neuguinea. Mit dem Aus des deutschen Kolonialreichs gerieten die Denkmäler in Vergessenheit, viele sind heute verwittert oder einfach verschwunden. So stießen die Briten einen Bismarck-Gedenkstein in Mwanza (Tansania) im Ersten Weltkrieg in den Viktoriasee.
Ein Cheruskerfürst als Zeichen der VerbrüderungZuweilen nutzten deutsche Siedler auch heimische Denkmäler, um mit deutscher Kultur eine Brücke zu schlagen. Mitte des 19. Jahrhunderts suchten unzählige deutsche Auswanderer ihr Glück in den USA. In Texas hofften sie sogar einen neuen deutschen Staat zu gründen, andere ließen sich in Minnesota nieder. Weil die Amerikaner auf die Einwandererströme erst frostig, dann feindselig reagierten, suchten die Neuankömmlinge nach einer versöhnenden Geste.
Die Kulturvereinigung The Order of the Sons of Hermann ("Orden der Hermannssöhne") wählte eine Nachbildung des größten deutschen Denkmals: "Hermann der Cherusker" erinnert seit 1875 im Teutoburger Wald an den Fürsten, der die germanischen Stämme gegen römische Invasoren einte und die Römer so im Jahr 9 nach Christus besiegte. Die Inschrift seines Schwertes lautet: "Deutsche Einigkeit meine Stärke, meine Stärke Deutschlands Macht!"
Jener Hermann mit seinen einigenden Kräften schien dem deutschen Auswanderer und Architekten Julius Berndt geeignet, um den Amerikanern symbolisch die Hand zu reichen. So entstand unter seiner Aufsicht in Neu-Ulm in Minnesota ein Hermann-Doppelgänger, der 1897 fertiggestellt wurde. "Hermann the German" ist mit seinen 31 Metern kleiner als das 53 Meter hohe deutsche Original, zieht aber wie der Cheruskerfürst in Detmold jährlich zahlreiche Besucher an.
Märchenhafte Attraktion in JapanAuch in Ostasien wurde der Doppelgänger eines deutschen Denkmals zur Attraktion: 1989 fand ein Abguss des Gebrüder-Grimm-Denkmals aus Hanau seinen Weg nach Hokkaido in Japan. Dort konnten Besucher durch "Glück Kingdom" wandern, einen von Grimms Märchen inspirierten Themenpark.
Diese Märchen sind in Japan seit eh und je beliebt. Jakob Grimm selbst traf 1862 eine japanische Delegation. Die Japaner waren beeindruckt von der Grimmschen Tradition, Volksmärchen zu sammeln und zu verschriftlichen - bald darauf begann man damit auch im Land der aufgehenden Sonne.
Grimms Märchen werden bis heute in Japan gelesen. So ließ man die Märchenwelt 1989 in "Glück Kingdom" auferstehen. Neben Achterbahnen, Karussells und einem Riesenrad mit Gondeln in Lebkuchen-Optik zieren Türmchen, Burgen und Schlösser den Park. Sogar das Neustädter Rathaus bauten die Japaner nach und platzierten wie in Hanau das Bronzedenkmal der Brüder Grimm direkt davor.
Der Park schloss 2007. Seitdem erobert die Natur den Park zurück und überwuchert langsam, aber stetig seine Attraktionen. Mittendrin wacht das bronzene Brüderpaar über ein verwunschenes Königreich.