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Das sind die Gewinner des Lokführer-Streiks

Wenn fast alle Züge der Deutschen Bahn im längsten Warnstreit der Lokführer-Gewerkschaft GDL stillstehen, profitieren andere Unternehmen. 98 Stunden soll diesmal der Rekord-Streik dauern - unverhältnismäßig lang, kritisieren Fahrgäste. Wer kein Auto oder bereits Bahntickets gekauft hat, muss nach Alternativen suchen. Das ist die Chance für Carsharing-Unternehmen und Anbieter von Fernbussen, sagt Paul Eppner (35), Gründer der kostenlosen Seite "Besser Mitfahren" der B.Z.

Den Streik nutzen viele Unternehmen auf dem umkämpften Markt

Alleine bei ihnen hätten sich die Zugriffszahlen schon mehr als verdoppelt, so Eppner. "Bei diesem neuen Streik liegen sie sogar noch höher, da ein Wochenende betroffen ist." Allerdings würden nicht mehr Fahrten von Autobesitzern online gestellt. Das liege auch an der Besonderheit der Nutzer: Wer Autos gerne teilt, ist auch spontaner. "Fahrten werden für gewöhnlich ein bis zwei Tage vorher angeboten. Auch wenn wir versuchen, Fahrer zu animieren, langfristiger zu denken", sagt Eppner.

"Der Markt um Bahn-Alternativen ist extrem umkämpft", so "Besser Mitfahren"-Gründer Eppner

Doch Mitfahrgelegenheiten zu nutzen, sei auch eine Typsache, so der Gründer des Berliner Startups. "Das passt nicht zu jedem. Deshalb werden vor allem Fernbus-Unternehmen langfristig profitieren", lautet die Prognose von Eppner. Die nutzten die Situation aber schamlos aus", beklagt Eppner. "Jetzt verdreifachen sie den Preis. Zum Beispiel kostet Berlin-Leipzig jetzt 15 statt vorher 5 Euro", so Eppner.

Die Fernbus-Unternehmen streiten das ab. "Durch die Nachfrage sind die Spar-Tickets einfach schneller weg", so eine Sprecherin von Flixbus zur B.Z. Auf den Streik habe sich das Unternehmen vorbereitet, neue Fahrer eingestellt und Doppeldeckerbusse besorgt. Zehnmal mehr Nutzer suchten gerade nach Fahrten auf der Flixbus-Seite.

Enttäuschte Bahn-Fahrgäste werden bei Fernbus-Unternehmen mit Service angelockt

Der Marktführer in Deutschland ist "Mein Fernbus" mit Sitz in der Hauptstadt. "Aktuell haben wir sechsmal mehr Zugriffe als sonst und rechnen mit viermal mehr Buchungen", sagt Sprecherin Marie Gloystein. Besonders gefragt: Pendlerstrecken von Berlin nach Hamburg und Dresden. Zu ihren Neukunden gehörten junge Leute, die von den Angeboten über Facebook erfahren hätten, genauso wie ältere Fahrgäste, die es schätzten, nicht umsteigen zu müssen.

Mit einem Service, den die Deutsche Bahn nicht biete, wolle "Mein Fernbus" die Neukunden halten, so die Sprecherin. Der Busfahrer helfe beim Gepäck, es gebe WLan und bald solle eine Mediathek mit kostenlosen Filmen, wie auf Langstreckenflügen, folgen.

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