In der Revaler Straße in Friedrichshain hat sich die Natur die Stadt zurückerobert, also fast: An der Mauer, die das RAW-Gelände vom Gehweg abtrennt, dort, wo sonst unzählige Plakate Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen bewerben, klebt jetzt der sehr lange Druck einer Blumenwiese.
Das Gras darauf ist immer grün, die bunten Blüten sind immer geöffnet. Auch nachts, wenn es hier sonst nicht mehr viel zu sehen gibt.
Denn in dem Friedrichshainer Partykiez, wo sich Clubs und Bars aneinanderreihen und zu dieser Jahreszeit gewöhnlich Horden von Feierwütigen durch die breiten Straßen ziehen, ist in Zeiten von Corona nach Einbruch der Dunkelheit nichts mehr los. Freitagnacht, 22 Uhr, die Straßen wirken wie ausgestorben, die verrammelten Clubs wie Kulissen einer längst vergangenen Zeit. Irgendwo hier muss es sie doch geben, die geheimen Partys. Lässt sich Berlins Clubszene wirklich so einfach ausknipsen?
Die Berlin-Korrespondentin der „Financial Times" will kürzlich von einem Drogendealer namens Jack erfahren haben, in der Stadt gebe es geheime Raves, für die bis zu 100 Euro Eintritt verlangt würden. Draußen positionierte Späher hielten Ausschau nach der Polizei. Weitere Belege ließen sich dafür nicht finden. Sollte es diese Partys tatsächlich geben, dann doch wohl hier.
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