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Containerdorf in Rendsburg: „Operation Flüchtlingshilfe" läuft | shz.de

Vor dem rot-weißen Absperrband bildet sich eine Schlange. Die ersten jungen Männer im Flüchtlingscamp warten darauf, dass sie zu ihrer medizinischen Erstuntersuchung dürfen. Ein paar Kinder sind auch unter ihnen. Mit neugierigen Blicken schauen sie in Richtung der drei Container, die zu Patientenzimmern umgebaut wurden. Zwei Ärzte des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), einige Krankenschwestern, darunter auch einige von der Imland-Klinik, sowie freiwillige Helfer warten nicht weniger gespannt auf ihre neuen Patienten.

Gegen 11 Uhr dürfen dann die ersten in die Untersuchungsräume. Jeder Flüchtling, der auf dem Gelände in der St.-Peter-Ording-Straße ankommt, muss sich einer Behandlung unterziehen. Die organisatorische Leitung übernimmt dabei die Uni-Klinik, die Personalkosten werden vom Land getragen. Zusätzlich erhalten die Freiwilligen eine Entschädigung.

Nachdem die Daten des Patienten aufgenommen wurden, geht es ans Blutdruck und Temperatur messen. Der Körper wird anschließend auf Auffälligkeiten überprüft, danach folgen noch einige Proben. Eine zusätzliche Röntgenuntersuchung wird in der Imland-Klinik durchgeführt, erklärt Dr. Jan Wnent vom UKSH. Je zwei Ärzte plus sechs Pflegekräfte sollen täglich von 8 bis 16.30 Uhr für die Untersuchungen im Camp bereitstehen. Einer von ihnen ist Florian Reifferscheid. „Die größte Herausforderung bei der Arbeit hier ist die Sprache", sagt der Notarzt. Einige freiwillige Dolmetscher werden den Medizinern zur Seite stehen.

Auch Imland-Krankenschwester Brigitte Utermark wird die UKSH-Mitarbeiter unterstützen. Sie ist mit drei weiteren Kolleginnen von der Arbeit in der Klinik freigestellt. Im Wechsel werden die Krankenschwestern Schichten im Camp übernehmen. „Ich freue mich schon sehr darauf, hier zu helfen. Wir wollen zeigen, dass sie bei uns willkommen sind."

Mit der Erstuntersuchung ist es natürlich längst nicht getan. Bei Notfällen geht es wie bei allen anderen Bürgern in die Imland-Klinik. „Wir haben schließlich einen Versorgungsauftrag", so die ärztliche Direktorin Petra Struve. In der Klinik steht sogar eine arabischsprachige Notfallmedizinerin, Amina Magheli, bereit. „Ein richtiger Gewinn", so Struve. Einige Flüchtlinge aus dem Containerdorf wurden bereits von ihr behandelt, eine schwangere Frau wurde stationär aufgenommen. Die Imland-Mitarbeiter stellen sich auf die Flüchtlinge ein. „Wir haben Kommunikationskarten auf Arabisch, sodass wir uns verständigen können", erzählt Struve.

237 Flüchtlinge leben derzeit in der Unterkunft im Stadtnorden. Am Wochenende können noch einmal bis zu 250 dazukommen, so Bürgermeister Pierre Gilgenast. „Die Hilfsbereitschaft der Bürger ist weiter ungebrochen", freut er sich. Gilgenast schaut regelmäßig im Camp vorbei, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Weitere Aktionen seien bereits angedacht. Den Bewohnern soll in den nächsten Tagen gezeigt werden, wie man sich mit dem Bus in der Stadt fortbewegt. Eine W-Lan Verbindung sei ebenfalls in Planung. Schließlich ist über das Internet oft die einzige Verbindung möglich, die den Flüchtlinge noch in ihre Heimat bleibt.

von Jana Walther erstellt am 21.Aug.2015 | 01:52 Uhr

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