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ARTE Magazin - Lawinenwarndienst: Hang zum Risiko

die #Alpenwoche in #Xenius: über die #Lawinenwarner und vorab der Artikel über die #Dreharbeiten für die Moderation - "Hang zum Risiko".

Das ARTE-Wissensmagazin „Xenius" begleitete den Bayerischen Lawinenwarndienst bei der Arbeit auf dem Herzogstand. Ein Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten.

Türkis glitzert die Oberfläche des Walchensees in der Sonne. Eine Gruppe Touristen macht sich auf zur Talstation der Bergbahn. Ein traumhafter Tag zum Wandern. Oder? Hans Konetschny vom Bayerischen Lawinenwarndienst ist skeptisch. „Es brodelt schon", sagt er und zeigt auf eine Wolkenansammlung, die sich über den Gipfel des Herzogstands schiebt. Seine Bemerkung macht das „Xenius"-Team nervös. Auf dem Herzogstand soll den ganzen Tag gedreht werden. In dieser Folge des ARTE-Wissensmagazins geht es um Lawinen und darum, wie Gebiete im Sommer abgesichert werden. Kameras werden auf Schultern gehievt, einer ruft: „Wer macht die Klappe?" Die Moderatoren Caro Matzko und Gunnar Mergner werden abgepudert. „In den Bergen kann so ein Gewitter ganz schnell kommen", sagt Konetschny.

Matzko und Mergner, die jeder hier nur „die Caro" und „den Gunnar" nennt, sind fertig. Jetzt heißt es: Der Berg ruft! In der Gondel wird es eng: Inklusive Maske, Moderatoren, Fotograf und Reporterin besteht das Drehteam aus 15 Menschen. Caro rückt ihren Rucksack zurecht. Er zeigt weiße Wale auf blauem Grund, sie hat ihn sich von ihrer Tochter geliehen. Von oben bietet sich ein spektakulärer Blick. Das Wasser des Sees sieht aus 1.600 Metern Höhe noch türkiser aus, imposant setzen sich die Gipfel der Alpen vom Himmel ab. Doch es bleibt nicht viel Zeit für Staunen und private Fotos. Hans Konetschny und sein Kollege Armin Fischer vom Lawinenwarndienst stehen schon für das erste Interview bereit.

Am Rand des Wanderweges erklären sie, warum der Herzogstand ein besonderer Berg ist: „Wir befinden uns hier mitten in der Problemzone", sagt Konetschny. Die Problemzone, das ist der steile Südhang. Unten befinden sich eine Straße und das Dorf. Wenn hier im Winter eine Lawine losbricht, muss sie um jeden Preis gebremst werden. „Man kann es nicht anders sagen: Es ist gefährlich hier", sagt Fischer. Die beiden Männer haben deshalb im Sommer nicht etwa Urlaub, sondern sind im gesamten Gebiet der Bayerischen Alpen unterwegs. An besonders heiklen Stellen werden Stahlverbauungen angebracht, die die Lawinen stoppen können. Die Verbauungen sind vielen Anwohnern ein Dorn im Auge. Sie stören zudem die Touristen, die für das postkartentaugliche Alpenpanorama herkommen.

Voller Körpereinsatz

Eine Wanderin kommt vorbei und bleibt prompt stehen: „Das sind doch die von ARTE!" In Frankreich, sagt Gunnar, werde er noch häufiger von „Xenius"-Fans auf der Straße angesprochen. Seit fast zehn Jahren moderiert er mit Caro die Sendereihe. Zu Beginn sehr intensiv: „Da haben wir allein 90 Folgen am Stück gedreht." Freunde und Familienmitglieder heirateten derweil, feierten Weihnachten und Geburtstage. Caro und Gunnar sprachen mit Wissenschaftlern über den Klimawandel, erforschten Vulkangestein. Heute gibt es mehrere Moderatorenteams und das Arbeiten ist entspannter.

Was bleibt, sind Erinnerungen an spektakuläre Drehs: „Zum Beispiel in Kalifornien oder auf La Réunion", sagt Gunnar. Drei Wochen lebte und arbeitete das Drehteam auf der Paradiesinsel zusammen. „Wir brauchen ein Bild vom Hang", ruft der Regisseur jetzt. Für den Kameramann bedeutet das: Er muss auf den Felsen am Wegesrand klettern. Gestützt wird er von Jan Kerckhoff vom Bayerischen Rundfunk. Er betreut den Dreh als Autor und ist erfahrener Alpinist. „Der gefährliche Teil kommt erst noch", sagt Kerckhoff. Denn um zu den Verbauungen zu kommen, muss das Team den Hang hinuntersteigen. Kerckhoff hat zu Beginn des Drehs verkündet, er lehne die „faktische Führung" ab. Schmunzelnd wurde das aufgenommen. Doch es bedeutet im Klartext: Jeder ist hier für sich selbst verantwortlich.

Die Männer vom Lawinenwarndienst bewegen sich nun auf ein kleines eisernes Tor unterhalb der Bergstation zu. Dahinter fällt eine steile Wiese ab, das Gras ist noch nass. Nach knapp zehn Minuten Wanderung auf einem rutschigen Schotterweg erreicht die Gruppe die Stahlverbauungen. Gar nicht so einfach, hier im Gelände die Moderatoren und die Männer vom Lawinenwarndienst nebeneinander aufzustellen. Als alle auf Position sind, ruft der Regisseur: „So, nun nicht mehr bewegen." „Darf ich atmen?", fragt Caro.

Die Wolken werden immer dichter, erste Regentropfen fallen. Als das Interview beendet ist, erzählt Gunnar die Geschichte von einem anderen Dreh in den Alpen, bei dem das Team von einem Gewitter überrascht wurde. „Wir legten uns auf die Kameras, um sie zu schützen." Die Kameras blieben trocken, das Team vom Blitz verschont. Die Erfahrung will allerdings niemand hier ein zweites Mal machen. Deshalb wird schnell der Rückweg angetreten. Unten angekommen bleibt Zeit, am Kiosk geräucherten Fisch aus dem Walchensee fürs Abendessen zu kaufen. Das drohende Gewitter hat sich verzogen. Auch der Bayerische Lawinenwarndienst kann sich eben mal irren.

Carla Baum

Der Berg ruft: Eine ganze Woche widmet sich das Wissensmagazin von ARTE den Alpen. Es geht um ewiges Eis, Flüsse und Lawinen.

Wissensmagazin

ab Montag, 16.10. | 16.45 Uhr

Bis 14. Januar 2018 online verfügbar.

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