Wie sich Felipe Lima zur Hertha tricksen wollte
Für den 19-jährigen Felipe Lima aus Brasilien schien gestern der Traum vom Bundesliga-Wechsel in Erfüllung zu gehen. Dumm nur, dass Hertha BSC davon nichts wusste.
Die meisten von uns haben irgendwann mal in der Kindheit von der großen Karriere in der Bundesliga geträumt. Meistens endet dieser Traum schnell, bevor jemand was davon mitbekommt. Ganz anders war es bei Felipe Lima.
Gestern vermeldeten der „SID", „Eurosport" und „transfermarkt.de" den Wechsel des 19-jährigen Brasilianers zu Hertha BSC. Es hieß, er solle die Berliner Innenverteidigung unterstützen und würde bereits am Samstag in der Hauptstadt landen. Der langersehnte Sprung vom Provinzclub Spartax Joao Pessoa in die Bundesliga war für den Teenager in greifbarer Nähe. Doch leider hatte man wohl ausgerechnet Hertha BSC nicht in die Transferplanung einbezogen. So platzte Limas Traum gestern Abend, als Herthas Pressesprecher Marcus Jung mit der Geschichte konfrontiert wurde. „Das ist völliger Unsinn. Aber ihr könnt gerne am Flughafen auf ihn warten", beseitigte er alle Zweifel.
„Gott sei Dank sind diese Menschen in mein Leben getreten"
Das Veto des Bundesligavereins war wohl eine unerwartete Wendung für Lima. Der schien sich noch am selben Vormittag ziemlich sicher mit dem Wechsel zu sein. Der Innenverteidiger ließ sich sogar mit einem unterschriebenen Vertrag ablichten und gab dem brasilianischen Fernsehsender „Globo Esporte" ein umfangreiches Interview, indem er über seinen neuen Märchenvertrag berichtete. Er erklärte vor laufenden Kameras, er wolle in die Fußstapfen seines Vorbilds Marcelinho treten und bei Hertha durchstarten. Dabei erzählte Lima die rührende Geschichte eines verkannten Talents, das nun endlich entdeckt worden sei. „Ich hatte hier in Pariba nie die Unterstützung, um einen Schritt nach vorne zu machen. Gott sei Dank sind diese Menschen in mein Leben getreten".
Aber welche Menschen sollen das gewesen sein? Wurde Felipe Lima Opfer eines Streichs? Nach eigenen Aussagen soll er Hertha-Scouts bei einer 2:3 Niederlage gegen Sao Paulo Crystal aufgefallen sein. Das ist nicht unrealistisch. Schließlich schauen Hertha-Scouts des Öfteren in Brasilien vorbei und holten Spieler wie Alex Alves, Marcelinho und Gilberto. Oder haben sich gelangweilte Touristen als Hertha-Scouts ausgegeben und dem jungen Spieler nach dem Spiel einen Bären aufgebunden? In der Küstenstadt Joao Pessoa gäbe es weit besseres zu tun, als das Spiel einer brasilianischen Zweitligamannschaft zu schauen.
Warum ausgerechnet Hertha BSC?
Vielleicht hatte der Teenie aber auch einfach seine Tagträume nicht mehr unter Kontrolle und hat anstatt auf ein Angebot aus Europa zu warten, die Sache selbst durchgezogen. Unerklärlich wäre dann aber, warum seine Wahl beim Traum von den großen europäischen Ligen gerade auf Hertha BSC fiel. Es hätte sich wohl gelohnt, auf wetter.com einen Blick auf die erwarteten Dezembertemperaturen in Berlin zu werfen. Die eisigen Fallwinde durchs Marathontor haben bisher noch jeden Brasilianer ernüchtert. Und wenn man sich seinen Arbeitgeber schon selbst aussuchen kann, warum dann nicht Benfica Lissabon oder RCD Mallorca? Vielleicht ja beim nächsten Versuch.