Düsseldorf- Mintgrüner schmuckloser Einband, nüchterne schwarze Schrift, das Exemplar der Unibibliothek wirkt wie neu, kaum gelesen: Ein Bestseller ist „Seignorage, Defizite, Verschuldung und Europäische Währungsunion" nicht gerade. Dabei hätten einige Politiker vielleicht mal reinschauen sollen, in das 300-Seiten-Werk von Thomas Jordan, der das Buch mit dem sperrigen Titel als Doktorarbeit schrieb.
Es geht darin um Probleme der Eurozone, unterschiedlich hohe Verschuldung der beteiligten Länder und um die Frage, ob man Geld- und Fiskalpoltik wirklich trennen kann. Themen, die ausführlich diskutiert werden - mittlerweile.
Doch Thomas Jordan analysiert in dem Werk nicht rückblickend die Fehler, die zur Krise geführt haben - sondern die, die zur Krise führen könnten. Das Buch stammt aus dem Jahr 1994. Wer es jetzt ließt, erkennt: Der Autor hat die Krise kommen sehen.
Zumindest hat er einige der zentralen Probleme der Eurozone präzise vorausgesagt. Heute, zwanzig Jahre später, ist Jordan Chef der Schweizerischen Nationalbank SNB - und was der damals 30 Jahre alte Doktorand prognostizierte, verrät einiges darüber, wie der heutige Notenbank-Präsident der Schweiz tickt. (...)