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Das Bomben-Attentat Sultanahmet hat viele Helden

EINE VON IHNEN IST
Dr. Esma Demirezen

Es ist ein sonniger Vormittag am 12. Januar. Home-Office-Tag für Dr. Esma Demirezen (44) in Ümraniye auf der asiatischen Seite Istanbuls. Im Hintergrund läuft der Fernseher als die Gesundheitsberaterin um 10.32 Uhr wie gebannt zum Fernseher eilt und schockiert anhören muss: „Bei einer schweren Explosion in der türkischen Metropole Istanbuls sind im Altstadtviertel Sultanahmet mindestens zehn Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Es soll sich vor allem um deutsche Opfer handeln."

Die Detonation ereignete sich in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee. Sie gehören zu den beliebten Touristenattraktionen der Türkei. Sofort greift Dr. Esma Demirezen zu ihrem Mantel und eilt zum Schnellbus. Auf der Fahrt ins Krankenhaus auf die europäische Seite der Stadt muss sie an die Situation denken als ihr Vater Ali (72) mit 42 Jahren einen Herzinfarkt in Leverkusen erlitt. Emma war gerade 14 Jahre alt, spendete Trost und dolmetschte für ihren Baba und die Ärzte. „Von da an wusste ich, dass ich Medizin studieren werde, um Menschen in verschiedenen Lebenssituationen helfen zu können", sagt sie heute.

Im Universitätskrankenhaus traf sie auf drei Schwerverletzte die auf notwendige Operationen warteten. „Eine deutsche Frau Anfang 60 befand sich bereits im OP-Saal. Ihr Mann hatte mehrere Brüche und Gesichtsverbrennungen. Es herrschte grosse Aufregung unter den Patienten. Ich nahm die Hand einer stark verletzten Frau und beruhigte sie: "Sie sind hier in besten Händen. Die Gefäss- und plastischen Chirurgen gehören zu den besten der Türkei." Allein, das jemand zu ihnen in deutscher Sprache redete, machte sie ruhiger", erinnert sich Emma. Bald schon kamen auch Mitarbeiterinnen des deutschen Generalkonsulats, Polizisten des Stadtgouverneurs und eine Mitarbeiterin des Berliner Reiseveranstalters "Lebenslust", die Jogging-Anzüge, Pantoffeln, Zahnbürsten und -Pasta mitbrachte. Das empfand ich menschlich als grossartig, dass sie bei der grossen Aufregung daran gedacht hatte."

Bis in den frühen Morgenstunden blieb Emma bei den Patienten. Sie wartete darauf, dass alle Patienten die Not-Operationen gut überstanden hatten. Abwechselnd hielt Esau ihnen die Hand und hörte ihnen einfach zu. „Eines der Opfer erzählte mir das ihr Mann sie mit dieser Reise zum Geburtstag überraschte hatte. Am nächsten Tag sollte es nach Dubai gehen. Sie war so tapfer und sagte: "Wir leben. Nur das zählt."

Beeindruckt von Esmas spontaner Hilfeleistung lud Generalkonsul Dr. Georg Bigelen die Ärztin und weitere Helfer in das Gästehaus des deutschen General-Botschafters nach Tarabya Istanbul jetzt ein, um im Namen der Bundesrepublik Deutschland seinen Dank auszusprechen.

„Eine schöne Geste! Mein Baba Ali und meine Anne Haşkız sind stolz auf mich. Ich bin glücklich, dass ich mit meinen Sprachkenntnissen den Bombenopfern ein wenig die Panik und Angst nehmen konnte. Das ist einer der Gründe, warum ich Ärztin geworden bin und mich vor allem darauf spezialisiert habe, deutsch sprechenden Patienten in der Türkei bei anstehenden Operationen professionell zur Seite zu stehen. Wer sich verstanden und gut betreut fühlt, geht ohne Angst in eine OP. Das ist von unermesslichen Wert für die eigene Genesung."

Harmoni-e, Ausgabe 05/März 2016

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