Vor zwei Jahren, beim Konzert des Kyiv Symphony Orchestra im Dresdner Kulturpalast, war die Euphorie noch groß. Jetzt ist alles ungewiss.
Das Kyiv Symphony Orchestra fand in Gera Obhut. Jetzt sind dessen Finanzierung und Aufenthaltsstatus unklar. Die Musiker werden erpresst.
Con paura ist keine musikalische Vortragsbezeichnung. Wie könnte man auch „mit Angst" musizieren? Obwohl es das in Zeiten früherer Maestri, die ihre Pultherrschaft diktatorisch behaupteten, allzu oft gegeben hat. Beim Kiewer Symphonieorchester, das international als Kyiv Symphony Orchestra (KSO) auftritt, wird allerdings gegenwärtig in und mit Angst musiziert. Am Chefdirigenten, dem Italiener Luigi Gaggero, kann das nicht liegen, der ist von weiterer Zusammenarbeit kurzfristig „entfernt" worden. Unter den Musikerinnen und Musikern kommt aber zu den ohnehin brennenden Sorgen um die ukrainische Heimat, um Freunde und Verwandte im von Putins Truppen bekämpften Land und um die eigene Zukunft auch noch die Sorge um den Bestand des Orchesters hinzu.
Von der Existenzangst war kürzlich, im Sonderkonzert zum zweiten Jahrestag von Russlands Überfall, nichts zu hören. Im Kultur- und Kongresszentrum Gera wurde souverän aufgespielt. Seit knapp zwei Jahren ist dies eine feste Spielstätte des Orchesters, das im Sommer 2022 nach einer Deutschlandtournee in der thüringischen Stadt eine neue Heimat gefunden hat. Übrigens auf Vermittlung von Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne), der Schirmherrin des Abends, bei dem die Uraufführung von Claus-Steffen Mahnkopfs „Ukraine-Triptychon" im Mittelpunkt stand. Der 1962 geborene Komponist widmete sein Werk „dem freien Volk der Ukraine" und will es als Reflexion über den Krieg verstanden wissen.