Nachhaltiges Reisen liegt im Trend. Wie das konkret aussehen kann, hat Iris Milde in der Sächsischen Schweiz recherchiert. Die Region ist seit 2021 als "Nachhaltiges Reiseziel" zertifiziert.
Arnold
"Herzlich willkommen auf dem kleinen, völlig unscheinbaren Adamsberg. Aber bei diesem Abendlicht das Besondere daran, dass es die Schrammsteine so schön anleuchtet, man wirklich die Dimensionen des Nationalparks in allen Facetten, also von den Schrammsteinen bis zum Großen Winterberg bis zu den Affensteinen einfach alles sehen kann."
Autorin
Kristin Arnold steht mit einem kleinen Wandergrüppchen auf einem bewaldeten Hügel, der abseits der Touristenhighlights liegt aber einen spektakulären Blick über die Sächsische Schweiz bietet. Kristin Arnold ist die Gründerin von BrotZeitTour.
Arnold
"BrotZeitTour sind geführte kulinarische Wanderungen. Das Besondere daran ist das 100 Prozent regionale Dreigang-Picknick."
Arnold (zu Gästen)
"Habt ihr jetzt Hunger?" - "Ja" – "Dann würde ich sagen: Sitzkissen ausbreiten, sucht euch einen Platz und jetzt ist die Zeit, wo die großen Döschen ausgepackt werden dürfen."
Atmo
auspacken
Autorin
Die Wanderer öffnen ihre mintgrünen Brotdosen, denn auf den Fußmarsch folgt ein kulinarischer Rundgang durch die Sächische Schweiz.
Arnold
"Dann nochmal eine kleine Wurstauswahl – alles von kleinen Fleischbetrieben hier so in der Region."
Autorin
Mehrwegboxen vermeiden Müll. Alle Wanderungen sind so geplant, dass die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen kann. Und mit Gruppen von maximal acht Personen setzt sich Kristin Arnold bewusst vom Masentourismus ab.
Arnold
"Weil ich auch Tourismus studiert habe und mir das sehr wichtig ist, dass wir in einen nachhaltigen Tourismus kommen, mehr Klasse statt Masse machen."
Autorin
BrotZeitTour ist offizieller Nachhaltigkeitspartner des Tourismusverbands Sächsische Schweiz. Die Region wurde im vergangenen Sommer als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert.
Adlkofer
"Es sind aktuell 21 Betriebe. Es gibt aber viel mehr hier in der Region."
Autorin
Sagt Luisa Adlkofer, Nachhaltigkeitsmanagerin beim Tourismusverband Sächsische Schweiz. Ihre Aufgabe ist es, weitere Gastgeber und Anbieter mit ins Boot zu holen.
Adlkofer
"Gerade im Mittelstand ist auch die Zeit nicht so da, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und dann ist es schön, wenn es so einen Kümmerer in der Region gibt, zu den Betrieben hinfährt, sagt, ich gehe es mal mit Ihnen durch zusammen durch und schau, wo können sie noch ein bisschen nahhaltiger werden."
Autorin
Alle Partnerbetriebe sind auf der Webseite des Verbands gelistet. Außerdem erhalten Übernachtungsgäste in den meisten Kommunen die "Gästekarte Sächsische Schweiz mobil" und können damit den ÖPNV kostenfrei nutzen.
Atmo
Schwalben, Stimmen
Autorin
Doch Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Das wird bei einem Besuch des Alten Gutshofs in Papstdorf klar. Dort haben Mia und Gerd Kreitz einen Vierseithof saniert.
Gerd Kreitz
"Wir heizen mit Holz. Wir haben als Unterstützung für die Heizung Solarthermie, sodass wir im Sommer weniger heizen müssen. Wir haben zusätzlich Photovoltaik hier in der Südausrichtung auf dem Dach."
Atmo
Treppe, Tür
Autorin
Die Toilettenspülung wird mit gesammeltem Regenwasser gespeist. Aus dem Altholz, das bei der Sanierung angefallen ist, haben Mia und Gerd Kreitz Möbel für die Ferienwohnungen anfertigen lassen. Besonders an drei neu eingerichteten Gästewohnungen ist außerdem, dass sie behindertengerecht sind, mit Lift, extrabreiten Türen und geräumigen Bädern. Auch das gehöre zur Nachhaltigkeit, betont der Orthopäde.
Gerd Kreitz
"Es gibt ja zunehmend gute Angebote für körperlich Behinderte und diese Nische, noch ist es eine Nische, die decken wir auf dem Hof eben jetzt auch mit ab."
Atmo
Hühner gackern
Autorin
Doch nicht nur für Menschen, auch für Tiere soll der Alte Gutshof ein lebenswertes Zuhause sein. Dafür sorgen zahlreiche Nistkästen, ein Gartenteich und eine neu gepflanzte Streuobstwiese.
Gerd Kreitz
"Wir sehen verschiedene Bäume, die noch blühen und dann dahinter die Rinder und die Hühner laufen durch die Rinderherde durch, an den Pferden vorbei, über die Streuobstwiese. Oben haben wir noch Obst- und Beerensträucher."
Autorin
Auf Wunsch können Gäste Eier und Rindfleisch sowie selbstgemachte Mameladen und Saft erhalten. In puncto Nachhaltigkeit hat die Sächsische Schweiz noch viel Potential, ist der Geschäftsführer des Tourismusverbands Sächsische Schweiz Tino Richter überzeugt. Langfristig gelte es, nicht nur Touristiker, sondern Dienstleister aller Bereiche für das Konzept zu gewinnen.
Richter
"Ziel ist es halt, so eine Art Lebensgefühl zu entwickeln, dass das jeder als selbstverständlich ansieht und so wirtschaftet. Also es ist kein Marketing-Phänomen, was man mal kurz spielt, sondern es sollte eigentlich ein Grundanliegen der Anbieter in der Region werden."
Original