Man sieht sie in fast jedem Garten: Insektenhotels. Es ist ein richtiger Sport geworden, wer das schönste Insektenhotel baut. Aber nicht jedes Insektenhotel – so kreativ gestaltet es auch sein mag – ist für Bienen attraktiv. Manche können für die kleinen Tiere sogar gefährlich sein. Wie macht man es also richtig? Iris Milde hat nachgefragt.
Autorin
Ein Insektenhotel kann man das ganze Jahr über aufstellen. Aber wer im Frühling damit anfängt, muss nicht lang auf Gäste warten. Obwohl so eine Nisthilfe nur für einen kleinen Teil der 550 heimischen Wildbienenarten interessant ist.
Schröder-McKillop
„Über dreiviertel der Wildbienenarten bei uns sind eigentlich eher bodenbewohnend.“
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Sagt Vincent Schröder-McKillop, Bienenexperte des Jugend-Öko-Hauses in Dresden. Der Hobbyimker steht vor einem Insektenhotel, das mit unzähligen Materialien bestückt ist.
Schröder-McKillop
„Hier sind alle möglichen Versteckplätze aus irgendwie Rinden und Stroh und Holzwolle. Die haben jetzt für Wildbienen keine Funktion. Dann haben wir hier ziemlich viele dieser Baumscheiben, bei denen Löcher ins Stirnholz gebohrt sind. Das ist ungünstig, weil da häufig mehr Feuchtigkeit reinkommt und weil die auch sehr häufig reißen.“
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Tatsächlich braucht es für ein Nestangebot für Wildinsekten nur sehr wenige Elemente. Erstes Beispiel: Baumscheiben.
Schröder-McKillop
„Am besten ist es, dass man sich an der Natur orientiert. Solche Wildbienen würden meistens in Käferfraßgängen in alten, toten Bäumen ihre Nester anlegen, das heißt, die gehen quer zur Faser. Wir würden also die Bohrlöcher zur Seite reinmachen.“
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Man nimmt ein gut abgelagertes Stück Hartholz. Geeignet sind Esche, Eiche, Buche oder auch Obstgehölze. Das Stück Stamm wird entrindet. Dann bohrt man von der Seite mehrere, etwa 5 Zentimeter tiefe Löcher hinein.
Schröder-McKillop
„Eine geeignete Bohrergröße ist zwischen zwei und acht oder 9 mm, wobei der Schwerpunkt eher so bei 2 bis 6 liegen sollte. Und solche Käferlarven arbeiten auch ziemlich sauber mit ihren kleinen Beißwerkzeugen. Also, da sind keine Splitter dran. Also, wenn man so etwas selber anlegt, dann ist scharfes Werkzeug ganz wichtig. Scharfe Bohrer und dann noch ein bisschen mit Sandpapier nacharbeiten.“
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Das Loch sollte nicht durchgehend sein, da Wildbienen keine Zugluft mögen. Aber eine natürliche Belüftung ist trotzdem wichtig. Durchsichtige Röhrchen können schnell zur Falle werden, weil sich für die Larven tödlicher Schimmel bildet.
Schröder-McKillop
„Wenn man welche beobachten will, kann man sich behelfen, indem man Nuten in eine Platte fräst und dann lieber eine Plexiglas- oder eine Glasscheibe drauflegt. Dann ist zu einer Seite hin, der Gasaustausch möglich und man kann trotzdem ab und zu mal reinlunschen, wie sich so die Larven da drinnen entwickeln.“
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Eine andere bewährte Nisthilfe sind Schilf, Bambusrohre oder trockene Pflanzenstängel. Die kann man einfach als Bündel zusammenbinden und in eine Konservendose stecken. Oder man dichtet sie mit Ton, Lehm, Gips oder Baumwolle nach hinten ab. Wichtig ist hier: keine Gartenschere verwenden, sondern eine scharfe Säge.
Schröder-McKillop
„Die sind sonst oft ausgefranst und haben Holzsplitter dran und daran würden die Bienen sich ihre Flügel verletzen, die sind relativ zart. Das wissen die aber meist selber ganz gut und nehmen die gar nicht erst an.“
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Statt eines Insektenhochhauses empfiehlt Bienenschützer Schröder-McKillop vielmehr, die einzelnen Nistangebote zu verteilen, da sonst auch viele Parasiten an einen Ort gezogen werden.
Schröder-McKillop
„Es sollte trocken sein, es sollte windstill aufgestellt sein und möglichst so wie bei Vogelnistkästen auch eher so gegen Südost oder Südwest und es sollte auch an einem sonnigen Standort sein.“
Die Nisthilfe darf nicht frei hängen, sondern muss fest angebracht sein. Wenn die Löcher verklebt, also verdeckelt, sind, weiß man, dass man den Geschmack der Gäste getroffen hat. Nun gilt es noch für ein reichliches Frühstücksbuffet zu sorgen, etwa eine Blühwiese oder andere bienenfreundliche Pflanzen.
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