Stockholm - Isabel Eriksson* erlebte einen unvorstellbaren Albtraum: Die junge Frau wurde von einem Arzt verschleppt und eingesperrt. Im schwedischen Fernsehen berichtete Eriksson erstmals über ihre Zeit im Betonbunker des Schweden-Fritzl.
Freitagabend äußerte sich Eriksson ausführlich in der Talkshow „ Skavlan " über das Drama im September 2015.
Vor rund einem Jahr stand Arzt Martin Trenneborg deswegen vor Gericht. Damals wurde die Identität des Opfers noch geheim gehalten, weil die junge Frau nach der Entführung traumatisiert war und viel Ruhe brauchte. Eriksson lebt momentan in Schweden an einer geheimen Adresse, ihr Name wurde geändert.
Die Erinnerungen an das Martyrium sind noch frisch. Sie kann sich noch genau an den Moment erinnern, als sie im Bunker des Horror-Arztes aufwachte.In der Talkshow sagte sie: „Ich blickte zuerst auf ein Blechdach, dann sah ich einen Mann auf einem Stuhl, der mich anschaute. Ich hatte eine Nadel im Arm, die ich schnell rauszog. Er sagte, dass er mich entführt hat und für einige Jahre hier einsperren wird."
Nun begann ein wahrer Horrortrip!
Als sie die Drohung hörte, geriet Isabel in Panik!
„Ich sprang ihn an und wollte fliehen. Ich wollte ihn angreifen, aber ich stand immer noch unter Drogen. Es war kein guter Versuch." Die Reaktion des Arztes: „Er packte meine Handgelenke und sagte, dass er mich anketten wird, falls ich das noch einmal mache. Und zu Essen gäbe es nur noch Knäckebrot."
Erwachen im BunkerAm Abend vor der Entführung war Martin Trenneborg zum zweiten Mal in der Wohnung der jungen Frau zu Gast gewesen. „Beim ersten Treffen hatte er gesagt, dass er Amerikaner ist, in London lebt und mit Aktien handelt. Er sah gut aus, er war ein bisschen kleiner als ich. Er wirkte ruhig und gelassen. Er machte einen intelligenten Eindruck."
Beim zweiten Treffen hatte er Erdbeeren und Sekt dabei. Die Erdbeeren waren mit dem Betäubungsmittel Rohypnol getränkt. „Ich kann mich daran erinnern, dass ich diese Erdbeeren probieren sollte. Es fällt mir noch immer schwer, darüber zu reden. Aber ich bin kurz darauf eingeschlafen, alles wurde schwarz."
Die Tage nach dem ersten Erwachen im Bunker waren schrecklich für sie. Das Zimmer lag in einem alten Maschinenraum, aber das wusste sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, ob sie über der Erde oder in einem unterirdischen Raum war. „Es war kalt und dreckig. Der Boden war aus Steinen, überall standen Zementsäcke."
Dann erklärte er ihr detailreich und nicht ohne Stolz, wie er alles gebaut hatte. „Es gab drei Tresortüren, zwei davon waren elektronisch mit einem Code gesichert."
Trenneborg hatte Isabels kleinen Hund ebenfalls entführt. „Er ging morgens mit ihr Gassi. Wenn er nicht da war, musste sie im Bunker ihr Geschäft erledigen."
Die Polizei hatte nach der Befreiung im Bunker einige schreckliche und sehr authentische Masken gefunden. Bis jetzt war nie ganz klar, wie der Schweden-Fritzl sie eingesetzt hatte.
Spartanisch und doch vollständig eingerichtet: das Schlafzimmer im Horror-Bunker Foto: Polizei
"Er wollte ständig KörperkontaktNun berichtete Isabel, dass er vor ihr auch maskiert auftrat. „Er kam mit der Maske rein und ich dachte erst, es ist jemand anderes. Ich sagte zu ihm, dass ich entführt worden bin und dass er mir helfen soll. Dann stellte sich heraus, dass es der Entführer war. Er fand das lustig."
Zu einer Vergewaltigung kam es zum Glück nie.„Er wollte, dass wir gemeinsam schlafen. Es war absolut schrecklich, neben seinem Entführer schlafen zu müssen. Er wollte ständig Körperkontakt haben. Wir hatten aber nie Sex. Er hatte Blutproben entnommen und wollte erst wissen, ob ich eine ansteckende Krankheit habe. Er wartete auf die Antwort."
Nach einer Woche war der Alptraum vorbei, als er merkte, dass Isabel gesucht wurde. Der Horror-Arzt bekam Gewissensbisse. Isabel sollte vor der Polizei erklären, dass sie freiwillig bei ihm ist. „Er sagte zu mir, dass er nicht gedacht hätte, dass ich so nett bin."
Als er sie zur Polizei brachte, wurde er umgehend festgenommen.Isabel sprach in der Talkshow auch offen über ihre Vergangenheit, dass sie seit 2014 als Escort-Dame gearbeitet hat. So traf sie auch Trenneborg, der als Kunde zu ihr kam.
"Zum Doppelleben gezwungenSie hat nach der Entführung ihren Job als Escort-Dame an den Nagel gehängt und würde ihn heute auch nicht mehr ausüben. „Niemals. Ich war damals zu einem Doppelleben gezwungen. Ich habe inzwischen eine ganz andere Einstellung bekommen. Plötzlich habe ich begriffen, was im Leben eigentlich wichtig ist."
Und weiter: „Vorher dachte ich an das viele, schnell verdiente Geld und an die Reisen. Das hat mir gefallen. Aber heute habe ich ganz andere Vorstellungen. Ich war sehr abenteuerlustig. Jetzt bin ich eher zurückhaltend."
Isabel will nun studieren und ins Ausland gehen. „Ich will mein Leben wiederhaben. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem er wieder freikommt. Ich werde sehr lange an einer geheimen Adresse leben müssen."
*Bei dem Namen handelt es sich um ein Pseudonym. PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!Isabel hat inzwischen ein Buch über ihre Woche im Bunker geschrieben, das demnächst erscheinen wird.