Mirian Lamberth, 49, hatte 22 Jahre lang Spitzenpositionen in der Modebranche inne - unter anderem als Kreativdirektorin für Tommy Hilfiger. Jetzt arbeitet sie als Körpertherapeutin - und ist glücklicher als zuvor.
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, an dem ich beschloss, alles loszuwerden. Den Privatjet meines Unternehmens, die Firmenkreditkarte, mein Haus in den Hamptons. Es war nach einer Yogastunde, die meisten anderen waren schon gegangen. Ich rollte gerade meine Matte zusammen, in Gedanken schon beim nächsten Termin. Meine Yogalehrerin kam auf mich zu und sah mich einen Moment lang ruhig an. Dann sagte sie: "Hör mal, Miri. Es reicht, oder?"
Das war vor acht Jahren. Ich war damals Kreativdirektorin der Modemarke Nautica in New York. Ich war kaum zu Hause, sondern arbeitete oft bis spät abends im Unternehmen oder war auf Dienstreise. Dafür hatte ich ein dickes Auto, eine Haushälterin und zwei Putzfrauen, meine beiden Kinder gingen auf teure Privatschulen. Ich hatte so viel Geld, dass ich kaum wusste, wofür ich es ausgeben sollte.
22 Jahre lang habe ich dieses Leben geführt. Mit 18 Jahren zog ich aus meiner Heimat Berlin nach New York, um Modedesign zu studieren. Kurz nach dem Studium bekam ich meinen ersten großen Job als Konzeptdesignerin bei Abercrombie & Fitch. Mit Anfang 20 verdiente ich dort im ersten Jahr 100.000 Dollar. Ich hatte zu diesem Geld überhaupt keinen Bezug. Ich bin in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen, in einem Sozialbau am Kottbusser Tor. Meine Mutter war alleinerziehend und arbeitete als Sekretärin im Bezirksamt - und plötzlich saß ich im Schleudersitz ins Universum der Reichen.
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