Die Anerkennung der Berufssparte des Modedesigners ist in Österreich noch jung. Teil der expansiven Kreativindustrie, wird die Sparte zunehmend wegen ihrer ökonomischen und kulturellen Bedeutung geschätzt.
Lena Krampf und Ida Steixner sind mit 25 die vielleicht jüngsten und eigensinnigsten Modedesignerinnen in Wien. Die Absolventinnen der Modeschule Hetzendorf konnten mit ihrer subversiven Art, Codes aus Jugend- und Musikkultur zu rekontextualisieren, vom Start weg eine junge Fangemeinde begeistern. Sie präsentieren regelmäßig im Rahmen der Fashion Week in Paris, und ihre Kollektion ist bereits in Wien, Berlin, Barcelona, New York und Tokio erhältlich. Kürzlich haben sie ihren ersten eigenen Shop im 7. Bezirk eröffnet.
Langfristiges Ziel ist die weltweite Distribution ihres Labels Meshit. Wie Lena Krampf feststellt, ist es "nicht einfach, sich als junges Label im globalen Wettbewerb durchzusetzen". Die meisten Modehändler beobachten neue Labels mehrere Saisonen, bevor sie Orders platzieren. Die Gründung des Labels war durch eine Teilfinanzierung von Departure, Kreativagentur der Stadt Wien, möglich. Zusätzlich war eine Reihe von Awards und Nominierungen Bestätigung, Motivation und finanzielle Hilfe zugleich, wie es Lena Krampf formuliert.
Neben Departure war das explizit auf die Sparte Modedesign zugeschnittene Exzellenzförderprogramm entscheidend für die Entwicklung von Meshit. Das Programm wurde 2000 von den Betreibern der Unit F. gegründet und tritt seit Jänner 2014 unter neuer Leitung und mit neuem Konzept als "Austrian Fashion Association" (AFA) auf. Aus öffentlichen Geldern finanziert, ist die AFA erste Anlaufstelle für Modedesigner. Ihre Funktionen liegen in der strategischen Beratung, der projektweisen monetären Unterstützung und - neu: in der Schaffung nachhaltiger Strukturen. Trotz dieser Unterstützung brauchen Modedesigner in Wien einen ausgeprägten Arbeitswillen und Durchhaltevermögen. Lena Krampf und Ida Steixner können nach fünf Jahren noch nicht von ihrem Label leben. Mitarbeiter sind kaum leistbar, so obliegt die ganze Arbeit an Meshit den Designern.
Lückenhafte Infrastruktur
Dass die Situation für junge Modedesigner in Wien nach wie vor schwierig ist, führen Experten auf die mangelnde Infrastruktur zurück. Vordringliches Problem ist die Verbesserung der Produktionssituation. Derzeit produzieren die Modedesigner hauptsächlich in Osteuropa. In Wien kostet die Produktion einer Bluse 70 Euro. Abhängig vom Preis des Stoffes kann die Bluse kaum unter 300 Euro verkauft werden. Für noch unbekannte Labels ist dies ein Wettbewerbsnachteil. Das Thema wurde in der Vergangenheit viel diskutiert. Bis Ende 2015 will die AFA eine Verbesserung in Form eines europäischen Partnerschaftsprojektes durchsetzen. Weiters soll eine Vertriebsagentur inklusive Showroom für heimisches Modedesign eingerichtet werden, das sich langfristig aus eigenen Mitteln finanziert. Designer, die mit Vertriebsagenturen kooperieren sind in der Regel erfolgreicher. Claudia Brandmair (39) hat den globalen Vertrieb 2004 an einen Showroom, das heißt Vertriebsagentur und Pressebüro, in Paris delegiert und konnte drei Jahre darauf schon von ihrem Label leben. Ihr Showroom verfügt nicht nur über ein weltweites Netzwerk von Händlern sondern gibt auch das wertvolle Feedback der Händler weiter, das sie in ihre Kollektionen einfließen lässt. Auch wenn sie lieber jede Kollektion vollkommen neu konzipieren würde, hat sie den daraus resultierenden kommerziellen Vorteil zu schätzen gelernt. Problematisch seien jedoch die Schwankungen, der die Auftragslage seit Beginn der Finanzkrise 2008 unterliegen, so Brandmair.