Rheda-Wiedenbrück (hoh) - Diese Geschichte ist traurig, schön und kompliziert zugleich. Traurig, weil Majd Alsharaby seiner Heimat den Rücken kehrte. Schön, weil er nach seiner Ankunft bei den Westfalen Mustangs Freunde gefunden hat. Kompliziert, da er nicht in Rheda-Wiedenbrück bleiben darf.
Bis zu einem bestimmten Moment unterscheidet sich die Geschichte von Majd Alsharaby nicht von denen anderer Flüchtlinge, die derzeit in Richtung Deutschland strömen. Getrieben von der Furcht vor Krieg und Gewalt ließ der 19-Jährige seine Heimatstadt Damaskus hinter sich. „Er ist einfach mit seinen Basketballschuhen um den Hals aus Syrien losmarschiert", erklärt Florian Eichstädt von den Westfalen Mustangs. Und das ist nicht nur einfach so dahergesagt: Alsharaby ließ tatsächlich fast sein ganzes Hab und Gut in Syrien zurück - doch seine Sporttreter mussten unbedingt mit.
Zunächst ging es für Alsharaby in Richtung Türkei, von dort aus mit einem komplett überfüllten Schlauchboot gen Griechenland, dann weiter über den Balkan und Ungarn nach Deutschland. Bis nach Rheda-Wiedenbrück. Und dann dieser Moment: Kurz nach seiner Ankunft schaute Alsharaby bei einem Training des Basketball-Oberligisten Westfalen Mustangs vorbei - und war so plötzlich integriert, wie es wohl nur im Sport möglich ist. Der 19-Jährige trainierte, spielte, machte seine ersten Körbe. Und vor allem: Er war Teil eines Ganzen, einer Gemeinschaft.
„Man hat direkt gesehen, dass er ein riesiges Talent und super athletisch ist", schildert Florian Eichstädt, Gründer, Spieler und Chef der Mustangs. Noch viel wichtiger: „Er ist ein ganz feiner Kerl." Dass Majd Alsharaby auf dem Basketballfeld alles andere als talentfrei ist, verwunderte Eichstädt, Trainer Ilias Masnic und die Spieler des Clubs spätestens dann nicht mehr, als der 19-Jährige preisgab, in Syrien sogar Kapitän des U 20-Nationalteams gewesen zu sein. Am Freitag vor einer Woche jedoch folgte der nächste einschneidende Punkt dieser Geschichte: Obwohl Majd Alsharaby drauf und dran war, sich komplett in Rheda-Wiedenbrück zu integrieren, wurde er von der Notunterkunft am Sportzentrum Burg nach Bad Sassendorf verlegt. Knapp 40 Kilometer entfernt von seinen neuen Mitspielern, von seinen neuen Freunden. Doch die wollen sich damit nicht abfinden.