Rietberg (hoh) - Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich Lisa Steinlage von einem Talent zu einer Deutschen Meisterin im Siebenkampf entwickelt. „Die Glocke" hat sich mit der Leichtathletin getroffen. Herausgekommen ist das Porträt einer ebenso ehrgeizigen wie realistischen Sportlerin.
Lisa Steinlage sitzt im Trainingsanzug auf einer Bank am Rande des Sportplatzes am Schul- und Sportzentrum in Rietberg und kommt ins Grübeln. „Wer mein Vorbild ist?", wiederholt sie diese Frage im Prinzip für sich selbst. Danach schweigt sie für einen kurzen Moment. „Ich könnte ja jetzt Usain Bolt sagen, aber das machen ja alle. Nein, ein richtiges Vorbild habe ich nicht." Genauso wenig hat sie eine richtige Erklärung dafür, wie sie überhaupt zum Siebenkampf gekommen ist. „Irgendwie", beginnt die 20-Jährige zu begründen, „hat sich das einfach so ergeben." Nun lächelt sie, und während sie von ihren Anfängen und ihrem Trainer Ferdi Schumacher erzählt, der mittlerweile sowohl guter Kumpel als auch Trainer ist, wippt der Kopf ein wenig hin und her, sodass der geflochtene Zopf über ihre Schulter fällt.
Angefangen hat das mit der Leichtathletik für Lisa Steinlage vor fünf Jahren. Und eigentlich hat sie es einem schweren Unfall zu verdanken, dass sie heute im Dress der LG Kreis Gütersloh einen Erfolg nach dem anderen feiert - so seltsam das auch klingen mag. Bis zum Alter von 14 Jahren war Lisa Steinlage, die nach wie vor bei ihren Eltern in Varensell lebt, ausschließlich im Pferdesattel unterwegs. „Ich habe voltigiert", sagt sie rückblickend. Es folgte ein schwerer Sturz vom Rücken ihres Pferds, der siebte bis elfte Brustwirbel war gebrochen. Sie lag mehrere Wochen im Krankenhaus. „Danach wollte ich schon weitermachen mit dem Voltigieren, aber das wollten meine Eltern nicht. Zu gefährlich", erklärt Lisa Steinlage. Wenn sie darüber spricht, lassen sich weder Wut noch Trauer heraushören. Sie wirkt zufrieden. So wie es gekommen ist.
Zu verdanken hat Lisa Steinlage das in erster Linie sich selbst, aber auch Ferdi Schumacher. Der heute 67-Jährige hatte das Talent der damals Jugendlichen bereits als ihr Sportlehrer am Gymnasium Nepomucenum erkannt. Fünf Jahre später, im Herbst 2013, bereitet sich Lisa Steinlage auf die kommende Hallensaison vor. Und auf die Deutschen Meisterschaften. So kann es laufen.