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Wächter der Ozeane

Die Weltmeere sind überfischt, trotzdem halten sich manche Trawler nicht an die Schutzvorgaben. Doch dank moderner Überwachungstechnik entsteht ein riesiges Auge über den Weltmeeren, mit dem Kontrolleure den Übeltätern auf die Finger gucken können.

Bei Sturm gibt es keinen Fisch. Die schmalen, 10 bis 20 Meter langen Pirogen an den Stränden Westafrikas, vom Senegal, über Sierra Leone bis nach Angola hinunter, müssen dann auf dem Trockenen bleiben. Während die Fischer auf besseres Wetter warten, müssen sie oft tatenlos zusehen, wie vor ihren Augen ausländische Trawler mit Netzen, deren Fangöffnungen groß wie Fußballfelder sind, die wertvolle Ernte wegfischen. Einige der Fangschiffe erdreisten sich sogar, bis auf einen Kilometer an die Küste heran zu navigieren, obwohl die Dreimeilenzone eigentlich den Kleinfischern vorbehalten ist. Die Kapitäne wissen, dass diese Länder weder Geld noch Personal haben, die Reichtümer in ihren Gewässern effektiv zu kontrollieren. Niemand wird die Raubfischer aufhalten, denn irgendwo gibt es immer einen Hafen, in dem Kontrolleure es nicht so genau nehmen - wenn es welche gibt. Für die Männer mit den schlanken Holzbooten und die bunt angezogenen Frauen auf den Märkten bleiben nur die kleinen Fische übrig.

Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass 40 Prozent des Gesamtfangs vor Westafrika gestohlen sind. Weltweit, so die Organisation, muss man zu den jährlich legal gefischten 80 Millionen Tonnen Meeresgetier noch 11 bis 26 Millionen Tonnen schwarz gefangenen Fisch hinzuzählen. Dabei steht es auch so schon nicht gut um die Weltfischbestände. Unterschiedliche wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass 75 bis 85 Prozent von ihnen entweder völlig überfischt sind oder am Rande des Zusammenbruchs stehen.

Doch die Schlupflöcher werden enger - dank einer neuen Generation von Fernüberwachungstechnologien. Schwärme von Minisatelliten etwa sollen künftig genau verfolgen, wo sich ein Trawler aufhält und wie er sich in einem Gebiet bewegt. „Wenn ein Schiff mit mehr als zehn Knoten gradlinig unterwegs ist, dann fährt es durch ein Gebiet durch", erklärt Alfred Schumm, Leiter des Globalen Fischereiprogramms vom WWF. „Wenn dieses Schiff aber auf einmal langsamer und im Zickzack fährt, dann ist das ein Hinweis auf einen Trawler, der ein Netz hinter sich herzieht und fängt. Und wenn das Schiff sehr langsam fährt, dann hat es möglicherweise ein Bodenschleppnetz."

Mit dem geballten Einsatz neuer Methoden können Kontrolleure an Land und auf Fischereischutzbooten prüfen, ob das, was die Kapitäne protokollieren und melden, auch wirklich stimmt. „Vorher konnte man ja nur vermuten, wo die Fischerei wirklich stattfindet", sagt Gunnar Wolf, Referatsleiter bei der Fischereikontrolle an der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. „Jetzt kann man abgleichen, ob der Fischer auch tatsächlich in dem Gebiet war, das er ins Logbuch eingetragen hat." Darüber hinaus erhalten FAO-Statistiker mehr Daten, um Fangmengen für Länder besser abzuschätzen, die ihre Anlandungen nur unvollständig oder gar nicht melden. So können sie frühzeitig auf Überfischung hinweisen.

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