Vor dem Gebäude der Vereinten Nationen in Caracas haben sich etwa hundert Menschen versammelt. Flankiert von einem Dutzend Polizisten fordern sie die Freilassung der – wie die Opposition zu sagen pflegt – „politischen Gefangen“ der Februar-Proteste. 68 Personen sind heute noch in Haft. Sie sind der letzte Rest der Aufstände zu Jahresbeginn, als Venezuelas Jugend gegen Präsident Nicolas Maduro und dessen sozialistische Politik auf die Straße ging. Der 19-jährige Student David war im Februar an vorderster Front mit dabei.
"Ich glaube, dass alle Venezolaner - nicht nur wir, die wir auf die Straße gehen - eine politische Veränderung wollen. Die Politiker haben es nicht geschafft, die Probleme der Venezolaner zu lösen. Seit dem Tod von Hugo Chávez hat sich alles noch verschlimmert. Wir haben keine Zukunft in einem Land, das unsicher ist, in dem Mangel an täglichen Produkten herrscht und wo sie dich wegen eines Handys auf offener Straße umbringen. Das ist keine Lebensqualität. Und die Situation wird immer schlimmer, vor allem in den Bereichen Gesundheit, Wirschaft und Sicherheit. Deshalb fordern wir einen politischen Wandel."
All diese Probleme trieben vor allem die jungen Venezolaner auf die Straße. Wochenlang dauerten die Proteste an. Teils arteten sie in gewalttätigen Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten aus. Das Ergebnis: 43 Tote, 100te Verletzte, 1000e Festnahmen. Heute, ein halbes Jahr später, ist es auf den Straßen Venezuelas ruhig geworden.
"Wir haben viel staatliche Repression und die Verfolgung studentischer Protestführer miterlebt. Die Menschen haben ganz einfach Angst vor dem Terror der Regierung gegenüber der Zivilbevölkerung."
Mitte Mai wurden die letzten Protestcamps im Osten von Caracas von der Polizei geräumt und dabei 240 Personen festgenommen. Außerdem hätten die Semesterferien an den Universitäten den Aufstand zusätzlich gedämpft, sagt David. Bis Juni dauerten die großen Proteste an, danach gab es nur noch vereinzelte Aktionen. Das soll sich in den kommenden Wochen aber ändern:
"Ab Oktober, wenn die Vorlesungen an den Universitäten beginnen, werden wir wieder friedlich auf die Straße gehen. Wir werden die Proteste neu starten, dieses Mal aber mit besserer Organisation."
Original