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Doña Rachel Angélica kann sich ihr Leben nicht mehr leisten. Jeden Tag sitzt sie in der Nähe ihres Hauses in der Ecuador-Straße in Buenos Aires und wartet darauf, dass ihr jemand ein paar Centavos in die Hand drückt. Die 65-jährige Witwe bekommt zwar eine staatliche Pension von monatlich 2477 Pesos, umgerechnet 225 Euro. Doch das Geld reicht inzwischen nicht mehr zum Leben, geschweige denn bis zum Monatsletzten.

Seit einigen Wochen erlebt Argentinien ein Déjà-vu. Dass sich der Staat in einer wirtschaftspolitischen Krise befindet, kann spätestens seit der Abwertung des argentinischen Pesos Ende Januar kaum noch jemand bestreiten. Vergangene Woche senkte die Ratingagentur Moody's die Bonitätsnote von „B3" auf „Caa1" – und damit auf das Niveau von Ländern wie Venezuela, Pakistan und Kuba. Regierungskritische Medien vergleichen die aktuellen sozialen und politischen Spannungen mit der Situation, knapp bevor das Land im Jahr 2002 Staatsbankrott anmelden musste. Die Inflation steigt scheinbar unaufhaltsam und führt zu teils immensen ...
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