Deutsche Helfer werden bei einer Ebola-Erkrankung sofort ausgeflogen: Was die Verteidigungsministerin im Herbst ankündigte, könnte die Bundeswehr bis heute nicht leisten.
Es schien ein Moment der Stärke zu sein. Mit deutlichen Worten forderte Ursula von der Leyen (CDU) deutsche Ärzte und Mitarbeiter der Bundeswehr auf, mitzuhelfen bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika. Im Gegenzug sagte die Verteidigungsministerin im September 2014 zu, Helfer auszufliegen, sollte der Notfall eintreten: Wer sich mit dem Ebola-Virus anstecke, dem werde geholfen. Innerhalb von etwa vier Wochen werde man eine geeignete Lösung haben, kündigte von der Leyen an.
Ein großes Versprechen, das passt zu einer Ministerin, der man Ambitionen auf die Kanzlerschaft nachsagt. Und ein Versprechen, das zu groß für die Realität war, wie sich wenig später herausstellte: Damals erklärte der zuständige Staatssekretär, dass man derzeit wohl nicht in der Lage sei, ein sicheres Ausfliegen von Erkrankten zu gewährleisten.
Heute, ein halbes Jahr später, ist die Ebola-Epidemie zwar abgeebbt, aber nach wie vor nicht überwunden. Offiziell sind noch rund 100 deutsche Helfer im Krisengebiet. Neue Informationen von ZEIT ONLINE zeigen, dass von der Leyen ihr großes Versprechen seit dem Herbst offenbar zu keinem Zeitpunkt einlösen konnte. Sollte sich ein deutscher Helfer anstecken, müsste die Ministerin sich auf Hilfe des Auswärtigen Amtes verlassen.
Zwei Ministerien, zwei LösungenAngefangen hatten die Probleme schon in der Planung. Denn die Bundesregierung ließ nicht nur eine Lösung für den Transport von Ebola-Infizierten entwickeln - sondern gleich zwei. Beide wurden jeweils separat vom Außen- und Verteidigungsministerium entwickelt, ohne das Know-how des jeweils anderen einzubeziehen. Wieso man nicht gemeinsam an einer Lösung arbeitete, mag nicht wirklich einleuchten.
Selbst die für solche Fälle in der Regel gut ausgerüstete US-Regierung musste lange Zeit auf ein Flugzeug einer privaten Firma zurückgreifen, um Ebola-Patienten auszufliegen. Denn die Ansprüche an eine solche Maschine sind hoch. Zum einen muss sie die Anforderungen an eine Isolierstation erfüllen, zum anderen soll sie gegen alle Eventualitäten des Fliegens wie Druckabfall und Brände gerüstet sein.
Zum Zeitpunkt von von der Leyens Aussage konnte jedoch weder das Verteidigungsministerium noch das Außenministerium sich sicher sein, den Spagat zwischen Quarantäne-Anforderungen und Luftfahrtsicherheit zu meistern. Denn die Prüfungen und Zulassungen für beide Modelle waren nicht abgeschlossen. Ein Mediziner, der an der Lösung des Außenministeriums beteiligt war, sagt: "Damals ( Anm. d. Red. zum Zeitpunkt von von der Leyens Aussagen) konnte niemand abschätzen, ob Deutschland überhaupt einen Flieger für diesen Zweck ausrüsten könnte." Und vor allem das Verteidigungsministerium musste feststellen, welch schwierige Aufgabe man sich selbst aufgebürdet hatte.
Während das Außenministerium begann, ein komplettes Flugzeug umzubauen, kaufte die Bundeswehr sogenannte Isolationseinheiten und passte sie an, um sie bei Bedarf kurzfristig in einem Airbus A310 einsetzen zu können. Damit sollten zumindest "leichte Fälle" ausgeflogen werden. Erkrankte und Verdachtsfälle, die noch keine intensivmedizinische Betreuung brauchten. Allerdings erwies sich dieses Konzept nur als bedingt umsetzbar. Nachdem das Verteidigungsministerium bei verschiedenen Herstellern angefragt hatte, kamen nur die Produkte zweier Hersteller in die engere Auswahl. Und selbst diese leisteten nicht, was man sich erhoffte.