David Mitchells neuer Roman „Utopia Avenue" (Rowohlt, übersetzt von Volker Oldenburg) vibriert und brodelt. Er transportiert die Stimmung aus den Proberäumen einer Folk-Rock-Band, die Atmosphäre bei ihren Konzerten in Clubs, Hallen und auf Festivals direkt auf die Buchseiten. Die mitreißende Geschichte spielt in den späten Sixties, in der Londoner Folkrock- und Psychedelic-Szene.
„Cloud Atlas"-Autor Mitchell erzählt davon, wie vier britische Musiker*innen zu Weltstars aufsteigen. Sängerin & Keyboarderin Elf Holloway, Bluesbassist Dean Moss, Gitarrenvirtuose Jasper de Zoet und Jazzdrummer Griff Griffin. Sie nennen sich Utopia Avenue, fangen ganz unten an - in der Provinz - sie touren mit einem klapprigen Bus, sind fast immer pleite - und doch bleiben sie dran, erschaffen einen neuen Sound, werden im Radio gespielt, und schaffen es schließlich auf Bühnen und Studios in New York, Los Angeles und San Francisco. Utopia Avenue werden Kult, doch schon nach zwei Alben ist Schluss.
Musik, Drogen, Sex, Ruhm und Erfolg. Die Aufbrüche und Umbrüche Ende der 60er Jahre, das alles packt Mitchell in seine rasanten 700 Seiten. Er zeigt die vier Musiker*innen, ihre Herkunft, ihre Sorgen und Ängste, er fängt ein wie sie miteinander wachsen und abstürzen. So ganz nebenbei tauchen andere junge Musiker auf: David Bowie, Janis Joplin, Frank Zappa oder Jimi Hendrix.
Fazit: Einer der besten Musikromane der letzten zehn Jahre mit pointierten Dialogen und vielschichtigen Protagonist*innen. Ein pulsierendes Porträt der Folkrock-Bewegung in den Sixities.
Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt - ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).